
„Beschäftigen Sie sich mit KI!“
Auf dem diesjährigen 17. Innovation Forum Medizintechnik standen die Themen Vernetzung und Künstliche Intelligenz im Fokus. Die ausgebuchte Veranstaltung Ende Oktober in Tuttlingen eröffnete zahlreiche Möglichkeiten für einen angeregten Austausch der 530 Teilnehmer.
Die Veranstalter TechnologyMountains e.V., MedicalMountains und die IHK Schwarzwalrd-Baar-Heuberg organisierten ein spannendes Programm mit rund 50 Fachvorträgen, das durch die Präsentationen von 90 Ausstellern abgerundet wurde.
Einen Blick auf den aktuellen Stand und das, was künftig möglich sein könnte, wagten die beiden Keynote-Sprecher: So ging Prof. Dr. Uwe Spetzger, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Karlsruhe, darauf ein, was in seinem Fachgebiet derzeit für den Einsatz von künstlicher Intelligenz spricht und was für die humane. Die Maschine könne zwar eindeutige Informationen in Nullkommanichts vergleichen, einen Subkontext aber schwerlich interpretieren: Die „Meta-Kognition“ bleibe eine Domäne des Menschen. Andererseits könnte OP-Personal mit Hilfe von Simulationen schneller geschult und unterstützt werden, indem die KI Vorschläge zur OP-Planung macht und sich für einen Eingriff relevante Informationen als 3D-Animation ins Sichtfeld einblenden lassen. Im Schädel selbst aber, etwa bei einer Tumorentfernung, bleibe „Handarbeit“ das Maß aller Dinge.
Deutlich war sein Appell an die Medizintechnik-Hersteller, die er aufforderte, sich zu öffnen: „Beschäftigen Sie sich mit KI!“ Viele Unternehmen seien noch zu sehr auf die Haptik, auf die Hardware fokussiert, anstatt sich der „Software“ zuzuwenden.
Dr. Anke Diehl, Chief Transformation Officer an der Universitätsmedizin Essen, stellte das Projekt AutoPiLoT vor, das in der Transfusionsmedizin eingesetzt werden kann. Das System prognostiziert den Bedarf an Blutkonserven – auf Grundlage historischer Daten, aktueller Belegungen und der Jahreszeit, wenn etwa mehr Unfälle erwartet werden. Ein solches „Smart Hospital“ stelle aber nur einen Zwischenschritt hin zur „Smart Healthcare“ dar. Das von Anke Diehl gezeichnete Zukunftsbild: Individuelle Gesundheitsdaten aus Krankenhäusern, Praxen oder Reha-Zentren werden mit Messwerten aus Apps, Smartwatches oder Fitnesstrackern per KI analysiert und zu einer personalisierten Präzisionsmedizin verbunden.
Allerdings gilt es, noch etliche Hürden zu überwinden, sowohl aus technischer Sicht (fehlende sektorübergreifende Daten, fehlende Interoperabilität und Telematikinfrastrukturen) als auch aus dem gesellschaftlichen Blickwinkel (ethische Fragen, Patientenautonomie).
Bei insgesamt rund 530 Teilnehmern gab es mehr potentielle Gesprächspartner denn je. „Wir waren zum ersten Mal ausgebucht“, zeigte sich Julia Steckeler mehr als zufrieden. Die Zahl sei „ein Vertrauensbeweis für unsere Arbeit“ und das Konzept des Innovation Forum. Es lebe von „der Vielfalt an Perspektiven, einer großen Offenheit und dem Willen, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen“.
Das 18. Innovation Forum Medizintechnik ist für den 22. Oktober 2026 geplant.


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