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Digitale Assistenzsysteme im Operationssaal

Im Rahmen der Pilotförderlinie Innovationscommunity der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) des Bundes erhält das Projekt Digitale Integration und Innovation in der Chirurgie (DIIC) in den kommenden vier Jahren 5 Mio. Euro. Gesucht werden nun Unternehmen, die sich daran beteiligen möchten.

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Wie können intelligente digitale Assistenzsysteme bei chirurgischen Eingriffen die Patientenversorgung verbessern? Dies wird in den kommenden Jahren im Projekt Digitale Integration und Innovation in der Chirurgie (DIIC) erforscht. Beteiligt daran sind die Fakultät Informatik der Hochschule Reutlingen,  die Hochschule Furtwangen sowie der BioMedTech e.V., das Universitätsklinikum Tübingen und weitere Akteure aus der BioRegion STERN. Gesucht werden nun noch Unternehmen, die Geräte und Methoden für das Projekt entwickeln möchten.

Was wäre, wenn in einem intelligenten OP nicht der Chirurg eine Anweisung an einen menschlichen Assistenten geben müsste, sondern ein System automatisch erkennt, was zu tun ist – beispielsweise das Licht zu dimmen, weil nun das Endoskop zum Einsatz kommt? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Oliver Burgert, Dekan der Fakultät Informatik der Hochschule Reutlingen und Projektleiter der DIIC Innovation Community, im Rahmen des Projektes. Um Lampen und Endoskopie-Geräte von verschiedenen Herstellern in die OP-Cloud zu integrieren, benötigen sie die richtigen Schnittstellen. „Im Lehr- und Forschungs-Operationssaal unserer Hochschule können wir eine offene Systemvernetzung im OP demonstrieren. Wir zeigen, wie einzelne Geräte miteinander interagieren, wie die Geräteschnittstellen aussehen und wie das System zu einer besseren Patientenversorgung beiträgt“, erklärt Burgert.

Rund um die Uhr werden auf der Plattform des intelligenten OPs der Hochschule virtuell simulierte Operationen auf Datenebene abgespielt. Hier können Firmen ihre Produkte integrieren und die Systeme in einer sicheren Umgebung testen. „Wenn es bei uns funktioniert – wir können ja nicht real operieren –, dann wird es diese Plattform dupliziert in der Anatomie in Tübingen geben“, so Burgert. Projektpartner Prof. Dr. Bernhard Hirt, Ärztlicher Direktor des Instituts für Klinische Anatomie und Zellanalytik, wird dann am anatomischen Präparat die Prozesse evaluieren und somit den ersten Schritt in die klinische Erprobung begleiten. Zudem sorgt Prof. Dr. Martin Haimerl mit seinem Team an der Hochschule Furtwangen dafür, dass wichtige regulatorische Fragestellungen bezüglich der Interoperabilität der Geräte und die Interaktion zwischen Mensch und Maschine berücksichtigt werden.

Das Forschungsprojekt DIIC soll den Transfer von der Wissenschaft in die Industrie fördern. Wichtig ist es deshalb, schon frühzeitig Unternehmen einzubinden. „Viele Firmen wissen gar nicht, dass es diese offenen OP-Vernetzungsmöglichkeiten gibt. Daher schaffen wir im Rahmen des Projektes eine interdisziplinäre Austauschplattform mit Workshops und Meetings“, sagt Prof. Burgert.

Die Vernetzung im OP ist auch in der Workshopreihe „Einschnitte – Einblicke“ immer wieder Thema. Daran beteiligt sind die BioRegio STERN Management GmbH und der BioMedTech e.V. Dr. Steffen Hüttner, Vorstand der HB Technologies AG in Tübingen und Vorstandsvorsitzender des Vereins, gehört ebenfalls zu den DIIC-Projektpartnern. Er geht davon aus, dass mit dem Projekt eine Lücke in der Medizinprodukteentwicklung geschlossen werden kann.

Insgesamt stehen in den kommenden vier Jahren 5 Mio. Euro für das Projekt zur Verfügung. Sie kommen von der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) des Bundes. Rund 3,5 Mio. Euro davon sollen in den Community-Teil fließen. Bewerben können sich Unternehmen aus allen Branchen, vorausgesetzt, ihr Thema ist Integration und Innovation im Operationssaal. „Es können Fragestellungen sein, wie ‚Was muss ich regulatorisch beachten?‘ ‚Wie baue ich eine Benutzeroberfläche?‘ ‚Wie integriere ich eine KI?‘ Die Projekte sollten zwar noch einen Forschungscharakter haben und keine reine Produktentwicklung sein; dürfen aber anwendungsnah gestaltet werden“, erklärt Projektleiter Burgert.

Langfristige Ziele des Projektes sind eine verbesserte Patientenversorgung, optimierte klinische Arbeitsbedingungen, Kostensenkungen in den Kliniken und Wettbewerbsvorteile für deutsche Medizintechnikfirmen. „Es ist ein Vernetzungsprojekt und damit ganz in unserem Sinne“, so Dr. Klaus Eichenberg, Geschäftsführer der BioRegio STERN Management GmbH. „Es gilt Menschen und Ideen zusammenzubringen.“

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