CESAR: Neues Center für systembasierte Antibiotikaforschung
Die Ruhr-Universität Bochum und das Lead Discovery Center Dortmund wollen mit dem Center für systembasierte Antibiotikaforschung CESAR systematisch nach strukturell neuen antibiotisch wirksamen Stoffen aus Naturstoffproduzenten suchen.
Der Aufbau von CESAR an der Universität Bochum wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und dem Land NRW mit rund 4 Mio. Euro gefördert. In Kooperation mit anderen akademischen Gruppen und Wirtschaftsunternehmen aus dem In- und Ausland soll diese Infrastruktur nun für die Antibiotikaforschung und -entwicklung genutzt werden. „Wir müssen dringend neue antibiotische Wirkstoffe finden – und wir sind sicher, dass es sie gibt“, sagte Prof. Dr. Julia Bandow, Leiterin des CESAR. Ausgangspunkt für die systematische Suche sind die Bakterien und weitere Mikroorganismen selbst. Denn sie konkurrieren in ihren Lebensräumen untereinander um Ressourcen und geben Stoffe ab, um sich gegenseitig zu bekämpfen.
Die Mehrheit der derzeit genutzten Antibiotika wurde zwar auf diese Weise in den 1940er- bis 1960er-Jahren entdeckt. Da die Analysemethoden seither jedoch stark verbessert wurden, wollen die Forscher die Gesamtheit der von diesen Bakterien ausgeschütteten Substanzen analysieren. Auch bisher nicht untersuchte Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte stehen im Fokus. Diese Stoffe will das CESAR-Team mithilfe von Techniken wie der Flüssigkeitschromatographie-gekoppelten Massenspektrometrie aufspüren, um sie dann aufzureinigen und ihre Wirkung auf bakterielle Krankheitserreger zu charakterisieren.
Einige Projekte laufen bereits. Schon während der Einrichtungszeit wurden die Workflows genutzt und es wurden bisher 18 Abschlussarbeiten am CESAR geschrieben sowie elf wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. „Was das Zentrum so einzigartig macht, ist, dass wir uns nicht von Anfang an nur auf einzelne Substanzen konzentrieren, sondern untersuchen, was eine Bakterienkultur als Ganzes produziert“, unterstreicht Bandow den systembasierten Ansatz. „Auch bei der Untersuchung der Wirkung nehmen wir zunächst die gesamte Bakterienzelle in den Blick und nicht ausschließlich ein spezielles Zielprotein.“
Im Jahr 2019 waren einer Studie in der Zeitschrift The Lancet zufolge schätzungsweise 4,95 Millionen Todesfälle weltweit mit Resistenzen assoziiert, etwa 1,27 Millionen waren direkt durch Resistenzen bedingt.