Paul-Martini-Stiftung

Preis für Krebsimpfstoffe

In diesem Jahr wurde der Neurologe Prof. Dr. Michael Platten für die Entwicklung therapeutischer Impfstoffe gegen maligne Hirntumore mit dem Paul-Martini-Preis geehrt.

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Prof. Dr. med. Michael Platten (53) ist Direktor der Neurologischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Gründungsdirektor des Mannheim Center for Translational Neuroscience (MCTN) und Leiter der klinischen Kooperationseinheit Neuroimmunologie und Hirntumorimmunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Einer seiner Forschungsschwerpunkte sind Gliome. Betroffene erhalten oftmals eine sehr schlechte Prognose, denn nur selten ist eine vollständige Entfernung des Hirntumors möglich und trotz einer Strahlen- und Chemotherapie kehrt der Krebs zurück.

Platten und sein Team haben nun therapeutische Impfstoffe gegen Gliome entwickelt. Diese müssten sich zwar noch in weiteren Studien bewähren, machten jedoch Patienten mit schwer behandelbaren Hirntumoren Hoffnung. Und sie stärkten die Erwartung, dass Tumorimpfungen künftig auch gegen andere Krebsarten einsetzbar werden. So lautete die Begründung der sechsköpfigen Jury, die über die Vergabe des Paul-Martini-Preises entscheidet.

„Mutationen im Erbgut der Tumorzellen führen häufig zu krebstypisch veränderten Proteinen. Ein Impfstoff kann das Immunsystem der Patienten und Patientinnen auf solche mutierten Proteine aufmerksam machen, so dass es T-Zellen auf die entsprechenden Zellen ansetzt“, erklärt Platten das Wirkprinzip der neu entwickelten Impfungen.

Einer der Impfstoffe lenkt Immunzellen auf Gliomzellen, die ein durch Mutation verändertes Protein IDH1 aufweisen. In einer ersten Studie mit Patienten löste der Impfstoff im Tumorgewebe die erwünsche Immunreaktion aus und erwies sich als sicher. 72 % der vollständig Geimpften lebten noch sechs Jahre nach der Impfung. Der zweite Impfstoff soll gegen Mittelliniengliome eingesetzt werden, die sich in der Nähe des Hirnstamms bilden und bei denen häufig ein mutiertes Histon-H3-Protein auftritt. Auch dieser Impfstoff erwies sich in einer ersten Studie mit Betroffenen als sicher und führte zur erwarteten Immunreaktion. Weiterführende Studien sollen zeigen, ob Auffrischungsimpfungen die Therapieergebnisse verbessern können.

Platten und seine Kollegen wollen außerdem herausfinden, wie die Mikroumgebung innerhalb von Gliomen die Aktivität von Immunzellen beeinflusst. Erkenntnisse dazu könnten helfen, therapeutische Krebsimpfungen und andere Immuntherapien wirksamer zu machen.

Die Auszeichnung wird jährlich von der gemeinnützigen Paul-Martini-Stiftung (Berlin) für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Sie ist mit 50.000 Euro dotiert.

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