BioNTech rettet das Bruttoinlandsprodukt

Die hohen Lizenzerlöse der Mainzer Impfstoffentwickler BioNTech von ihrem amerikanischen Partner Pfizer werden laut Berechnungen verschiedener Wirtschaftsinstitute wohl zu rund einem Fünftel zum Anstieg des BIP auf ca. 2,7 Prozent beigetragen haben. Erstmalig habe ein Einzelunternehmen einen solch großen Beitrag geleistet.

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Die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ist ein komplexer Vorgang, der auch immer wieder in der Kritik steht, welche Wirtschaftsleistungen, welches Konsumgebaren und welche anderen Bestandteile in einer bestimmten Gewichtung einzurechnen sind. Kompliziert wird dies unter anderem dadurch, dass der in Deutschland geschaffene Anteil der Wertschöpfung einzelner Produkte ermittelt werden will, was bei den vielen auf mehrheitlich ausländischen Vorprodukten basierenden großen Wirtschaftsgütern auch immer schwieriger zu beziffern ist. Das Bundesamt für Statistik hat Ende letzer Woche die vorläufige Schätzung des BIP publiziert, in der Bugwelle publizierten mehrere Institute den spezifischen Anteil der Impfstoffentwickler aus Mainz.

Denn dort liegt der Fall anders: BioNTech wurde wohl deswegen gerne als Fallbeispiel vom Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (ifW) und dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ausgewählt, da man dort eine fast hundertprozentige inländische Wertschöpfung annehmen könne. Nach diesen Berechnungen der Institute haben die Erlöse der Mainzer von 17-18 Milliarden Euro nun wohl rund 0,5 Prozentpunkte zum für das Wirtsschaftsjahr 2021 errechneten Plus von insgesamt rund 2,7% beigetragen.

Die Autoren geben aber auch zu, dass sie dieses Beispiel deswegen ausgewählt haben, da die Berechnung der inländischen Wertschöpfung in ihren Augen sehr eindeutig ausfallen würde. Zudem habe BioNTech 2020 noch kaum Umsatz ausweisen können, der deutliche Anstieg lasse daher eindeutige Rückschlüsse zu. Ob BioNTech nun nicht nur die Kassenlage in der Stadtverwaltung Mainz, Großteile der Weltbevölkerung und nun auch noch das deutsche BIP 2021 „gerettet“ hat, bleibt damit dem Auge des Betrachters überlassen. Denn das Niveau von „vor Corona“ hat die deutsche Wirtschaftsleistung noch nicht ganz zurückerobert, hierfür spielen aber wohl eher Lieferengpässe bzw. auch verändertes Kaufverhalten in den letzten Wochen und Monaten wegen der steigenden Inflation eine Rolle. Etwa Mitte 2022 soll nach den Prognosen der Wirtschaftsforscher dieses Niveau wieder erreicht oder gar übersprungen werden – und auch daran hat Biontech einen nicht unerheblichen und nicht nur zahlenmäßig fassbaren Anteil.

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