Finanzierungsrückgang bei Biotechnologie in Europa

Der aktuelle Deal-Monitor von FCF Life Sciences aus München zeigt für die europäischen Life Sciences und spezieller die Biotech-Branche deutlich nach unten. Finanzierungsrunden haben sich im Durchschnitt im Vergleich zu 2021 bereits stark reduziert und auch aus den USA kommen weiter negative Vorzeichen. Auch bei der BIO Deutschland sieht man nicht mehr alles rosig.

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In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 ist das Finanzierungsvolumen für die Life-Sciences-Märkte im Vergleich zu 2021 deutlich zurückgegangen. Der Trend betrifft alle relevanten Life-Sciences-Subsektoren Biotech, HealthTech und MedTech wie eine kürzlich durchgeführte Analyse von FCF Life Sciences zeigt. Das Finanzierungsvolumen sank um fast ein Drittel von 9,5 Mrd. Euro auf 6,6 Mrd. Euro. 

Biotech und MedTech verzeichneten die deutlichsten Rückgänge bei der Finanzierungstätigkeit. Mit Ausnahme der Unternehmen in der Finanzierungsphase der Serie B ist dieser negative Trend über alle Phasen zu sehen. In der europäischen Biotechnologie-Szene wirken am schwersten dabei die nach dieser Untersuchung deutlich verringerten Runden bei Serie A-Finanzierungen (-39%) oder in den späteren Phasen, Serie-C oder später, die durchschnittlich sogar um die -60% einbüsten. 

In einer weiteren aktuellen Analyse blickte FCF Life Sciences auf die USA und macht auch dort eine anhaltende Abwärtsspirale der Life-Sciences-Finanzierung aus. Damit scheint kurzfristig kein positiver Impuls von jenseits des großen Teiches die trüben Wolken vertreiben zu können. Das gesamte Finanzierungsvolumen ging dort um fast ein Viertel von 45,1 Mrd. US-Dollar auf 34,9 Mrd. US-Dollar zurück im Vergleich zu den beiden ersten Halbjahren 2022/2021. Besonders betroffen sei der Teilsektor HealthTech mit einem Rückgang der Finanzierungen um mehr als 35 Prozent. Im Sektor Biotechnologie haben demnach die Preseedund Seed-Projekte den kräftigsten Rückschlag mit Finanzierungvolumen von –45% hinnehmen müssen, aber auch die späteren Finanzierungsrunden ab Serie C und später sind mit durchschnittlich -35% deutlich niedriger abgeschlossen worden als noch 2021.

Dr. Matthias Schott, Leiter der Life Sciences Unit bei FCF (Foto), prognostiziert schwierige Zeiten: „Leider hat der globale Abwärtstrend in allen Asset-Klassen nicht vor dem Life-Sciences-Venture-Capital-Markt halt gemacht. Basierend auf unseren Berechnungen, gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend kurzfristig nicht ändern wird und es auch im zweiten Halbjahr 2022 für Life-Sciences-Firmen schwieriger wird, Eigenkapital einzusammeln.“

Zwar haben die VC-Gesellschaften sowohl in Europa als auch in den USA im vergangenen Jahr noch hohe Beträge für ihre jeweilige Investmentstrategie akquirieren können. Jedoch ist mit dem dramatischen Rückgang an Börsengängen in den USA und Europa der eingeübte Geldkreislauf ins Stocken geraten, von den weiteren Rahmenbegleitumständen wie Krieg in Europa, Inflation, Energie- und Hungerkrise ganz zu schweigen. Riskante Investments in unsicheren Zeiten sind eben gerade nicht das Markenzeichen der Wagniskapitalgeber.

Passend dazu gaben im Vorfeld des kommenden Biotech-Finanz-Gipfels des Biotechnologie-Branchenverbands BIO Deutschland in einer Umfrage zwei Drittel der befragten Finanzexperten an, eine Verschlechterung der Börsenfinanzierungen zu erwarten. Bei Finanzierungen durch Venture beziehungsweise Corporate-Venture-Kapital erwartet die Mehrheit in dieser Umfrage derzeit aber (noch) keine dramatischen Veränderungen.

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