Verband forschender Arzneimittelhersteller, VFA

Kostendebatte: vfa macht neuen Vorschlag

Aus den USA hörte man in der ersten Jahreshälfte täglich neue Ideen der Trump-Regierung, die die hohen Arzneimittelkosten im Lande deutlich reduzieren sollen. Die Pharma-Vorstände haben nun Wochen und Monate damit verbracht, Washington wieder gnädig zu stimmen, gingen zum Teil mit deutlichen Preisnachlässen in die Verhandlungen hinein und wieder heraus. Dabei gab es auch die Idee, einfach in Europa die Preise anzuheben, damit man sie in den USA nicht allzuweit absenken müsste, wenn das "most favourable nations"-Vergleichsmodell von Trump zum Tragen kommen sollte. Nun will der Pharmaverband vfa wohl den Druck aus einer sich auch hierzulande aufschaukelnden Kostendebatte gerade für innovative Medikamente nehmen und schlägt einen neuen Bezahlmodus vor: der gesundheitliche Erfolg soll stärker berücksichtigt werden.

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Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) will Bewegung in die festgefahrene Diskussion um Arzneimittelpreise bringen. In einem neuen Impulspapier zeigt der Verband Wege auf, wie erfolgsabhängige Vergütungsmodelle („Pay-for-Performance“) im bestehenden AMNOG-Rahmen rechtlich umgesetzt werden könnten – also ohne Gesetzesänderung. Künftig sollen die Kosten neuer Therapien stärker an den tatsächlichen Behandlungserfolg gekoppelt werden.

Neu ist das Prinzip allerdings nicht. Gerade bei hochpreisigen Zell- und Gentherapien werden bereits heute Verträge geschlossen, dass Krankenkassen nur zahlen, wenn die Behandlung anschlägt oder über einen bestimmten Zeitraum wirksam bleibt. Solche Modelle sind komplex, weil sie eine belastbare Erfolgsmessung und Datenbasis voraussetzen, zwei Punkte, die der vfa nun explizit stärken will.

Der Verband fordert, Fehlanreize im Risikostrukturausgleich der Krankenkassen zu beseitigen, die erfolgsorientierte Vergütung bislang behindern, und verweist auf Vorschläge des Bundesamts für Soziale Sicherung. Pay-for-Performance könne, so der Verband, zu einem zentralen Instrument einer „modernen Arzneimittelvergütung“ werden, die Fortschritt, Patientennutzen und Finanzierbarkeit besser austariert. Ob der Vorstoß jedoch in erster Linie ein Beitrag zu mehr Fairness in der Erstattung ist oder ein strategischer Versuch der Branche, die Preisdebatte umzulenken, bleibt offen. Die entscheidende Frage lautet: Wird Pay-for-Performance zum echten Paradigmenwechsel oder nur zur neuen Verpackung einer alten Idee? Und sollte dieses Modell alle Medikamente gleichermaßen umfassen, also auch Generika und Biosimilars, oder sich nur auf das Segment der Neuzulassungen beschränken?

Die erfolgsabhängige Vergütung könnte ein neuer Impuls in der Debatte über die Effizienz im Gesundheitssystem sein. Ein wesentlicher Faktor ist aber auch dort, dass eine gute Datenbasis gegeben ist, um solche Therapieerfolge auch objektiv messen und bewerten zu können. Im Zusammenspiel mit dem neuen nationalen Forschungsdatenzentrum (Health data Lab des FDZ) könnte dabei eine interessante Synergie entstehen, die erstmals das Behandlungsergebnis (outcome) konkret in den Mittelpunkt des Erstattungssystems stellt. Das ist nämlich bisher nicht der Fall und würde damit auch eine kleine Revolution mit Dominoeffekten nach sich ziehen können. Ob der Pharmaverband bei den ganzen denkbaren Weiterungen seines Anstoßes mitgeht, ist dann eine andere Frage.

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