
Novartis investiert Millionen in Halle (Saale)
40 Mio. Euro will die Schweizer Novartis in den Standort Halle (Saale) investieren, um dort die Produktion von Radioliganden-Therapeutika aufzubauen. Neben dem mRNA-Kompetenzzentrum von Wacker und Produktionskapazitäten für die Pandemie-Vorbereitung punktet der mitteldeutsche Biotech-Standort nun mit der hochmodernen Verknüpfung von Biopharmazie und Isotopen-Technologie.
Novartis baut in Halle (Saale) einen neuen Produktionsstandort für Radioligandentherapien und setzt damit ein starkes Zeichen für die Zukunft der Onkologie in Deutschland und für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt. Die Entscheidung könnte man als Glücksfall abtun, doch ist sie eher das Ergebnis gezielter Standortpolitik, gewachsener Expertise vor Ort und lokaler Kooperationen.
Mit dem Neubau einer hochmodernen Produktionsanlage für Radioligandentherapien (RLT) reagiert Novartis auf die wachsende Nachfrage nach dieser innovativen Therapieform und „stärkt zugleich die Versorgung von Prostatakrebspatienten in Deutschland“, heißt es aus dem Unternehmen.
Die Radioligandentherapie gilt als Schlüsseltechnologie der modernen Krebsmedizin. Sie verbindet ein zielgerichtetes Biomolekül (Ligand) mit einem radioaktiven Isotop, das gezielt Tumorzellen zerstört, während gesundes Gewebe weitgehend geschont wird. Deutsche Forschungsinstitute, Kliniken und Unternehmen haben maßgeblich zur Entwicklung dieser Präzisionsmedizin beigetragen, in der Novartis durch frühe Zulassungen sowie die Aquisition von führenden Unternehmen zu einem Pionier der Szene zählt. Mit der neuen Anlage will Novartis seine führende Position in diesem Feld weiter ausbauen.
Das Unternehmen ist derzeit das einzige weltweit, das über zwei in Deutschland zugelassene Radioligandentherapien verfügt. Weltweit arbeitet Novartis an 18 eigenen Entwicklungsprojekten und weiteren Partnerschaften in diesem Segment, um den Ansatz auf weitere Krebsarten – etwa Brust-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs – auszuweiten.
„Deutschland verfügt über gewachsene Strukturen und exzellente Expertise im Bereich der Radioligandentherapie – ein klarer Standortvorteil“, sagte Manfred Heinzer, neuer Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland, bei der Ankündigung in Magdeburg. Entscheidend für die Standortwahl seien stabile Rahmenbedingungen und die gezielte Förderung von Innovation. „Wo Innovationen wertgeschätzt und gezielt gefördert werden, entstehen Investitionen, Wertschöpfung und Fortschritt“, so Heinzer, der bisher beim Konkurrenten Amgen in München Deutschlandchef war und Anfang November zu Novartis Deutschland wechselte.
Diesen schmeichelhaften Worten des Unternehmens wollte die Politik nicht nachstehen und wertete auch ihrerseits die Entscheidung als Vertrauensbeweis für den Standort. Sven Schulze, Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, betonte: „Forschung, Industrie und Versorgung greifen hier ideal ineinander – und schaffen so Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Perspektiven. Wir sind stolz darauf, dass sich Novartis für Sachsen-Anhalt entschieden hat.“
Unterstützung kam auch aus Berlin. Tino Sorge, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, sprach von einem „Lichtblick für Forschung und Gesundheitswesen“ und hob hervor, dass Investitionen wie diese den Anspruch Deutschlands als Innovationsstandort im internationalen Wettbewerb festigen.
Für Ulf-Marten Schmieder, CEO des Technologieparks Weinberg und Vorstandsmitglied des Clusters Life Sciences Sachsen-Anhalt, ist diese Investition Teil einer ganzen Reihe: „Intensive Vorbereitungen und echte Standortvorteile tragen nun weitere Früchte. Die Ansiedlung von Novartis in direkter Nähe des Technologieparks Weinberg Campus stärkt das regionale Innovations-Ökosystem und das Cluster Life Science in Sachsen-Anhalt nachhaltig. Den Investitionen von Industrieunternehmen wie Wacker Biotech und Novartis in Gesamthöhe von mehr als 150 Mio. Euro folgen bis 2030 mindestens weitere 150 Mio. Euro in Laborneubauten für Start-ups und Wachstumsunternehmen am Standort.“
Mitteldeutschland punktet mit Halle und Leipzig
Die geplante Produktionsanlage in Halle soll zunächst eine halbautomatische Fertigungslinie für eine Radioligandentherapie umfassen, mit der Möglichkeit zur Kapazitätserweiterung. Die Nähe zum Flughafen Leipzig/Halle und zu wichtigen nuklearmedizinischen Zentren in Mitteldeutschland und Berlin bietet logistische Vorteile und eine enge Anbindung an Forschung und Versorgung. Auch das Münchner Chemie- und Biotechnologieunternehmen Wacker hat vor Jahren in Halle (Saale) die Produktion begonnen und in den vergangenen Monaten massiv ausgebaut.
Für Sachsen-Anhalt ist die Entscheidung mehr als ein wirtschaftlicher Erfolg: Sie bestätigt die Rolle des Landes als wachsendes Zentrum für Life Sciences und pharmazeutische Produktion. Bereits in den vergangenen Jahren haben sich in der Region Unternehmen und Forschungseinrichtungen etabliert, die in der Radioonkologie und Molekularmedizin tätig sind. Halle und Leipzig entwickeln sich zunehmend zu einem starken Korridor für Gesundheitsinnovationen, getragen von Infrastruktur, Fachkräften und wissenschaftlicher Vernetzung.
Dass Novartis nun hier investiert, ist somit kein Zufall. Es ist das Ergebnis langfristiger Vorbereitung, verlässlicher Strukturen und regionaler Kompetenz, eben jener Faktoren, die dafür sorgen, dass „Glück“ am Ende mehr ist als Zufall.


Sandoz/Lek
Novartis
Roche/Jean Jaques Schaffner