
Roche kauft mit Milliarden bei MASH zu
Roche übernimmt das US-Biotech-Unternehmen 89bio für bis zu 3,5 Mrd. US-Dollar und erweitert damit sein Portfolio in Herz-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen. Herzstück ist Pegozafermin, ein Phase III-FGF21-Analogon gegen metabolische Lebererkrankungen (MASH). Der Abschluss der Transaktion wird im 4. Quartal 2025 erwartet.
Roche stärkt sein Portfolio in Herz-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen – dem kardio-metabolischen Erkrankungskreis – mit dem Erwerb des US-Biotech-Unternehmens 89bio Inc. in San Francisco (USA). Kern der Transaktion ist der Phase III-Kandidat Pegozafermin, ein FGF21-Analogon gegen moderate bis schwere MASH (metabolic dysfunction-associated steatohepatitis). Der Schweizer Pharmakonzern zahlt 14,50 US-Dollar je Aktie zuzüglich eines Contingent-Value-Rights (CVR) von bis zu 6 US-Dollar, womit der Gesamtwert auf bis zu 3,5 Mrd. US-Dollar steigen kann. Die Übernahme soll das Roche-Portfolio ergänzen und Kombinationsoptionen mit bestehenden Programmen eröffnen. Der Abschluss wird für das vierte Quartal in diesem Jahr erwartet.
Neben klassischen Onkologie- und Diagnostik-Schwerpunkten hat Roche in den vergangenen Jahren gezielt in Stoffwechsel- und Adipositas-Programme investiert (etwa Kooperationen mit Zealand sowie Zukäufe wie Carmot), um von der wachsenden Nachfrage nach Therapien gegen Fettleibigkeit und ihre Begleiterkrankungen zu profitieren. Pegozafermin adressiert mit anti-fibrotischer und anti-inflammatorischer Wirkung direkt die Leberfibrose bei MASH und passt damit strategisch in Roches Bestreben, Portfolio-Lücken zu schließen.
Pharma-Merger nehmen zu
Der Deal spiegelt einen breiteren M&A-Trend: Großkonzerne kaufen gezielt Biotech-Unternehmen mit späten Kandidaten oder attraktiven Plattformen, statt früh in die Grundlagenforschung zu investieren. Beispiele zeigen dieses Muster und ein besonders aktiver Dealmaker sitzt nur einen Steinwurf flussabwärts am Rhein in der Schweizer Pharma- und Biotech-Hochburg Basel: Novartis schloss kürzlich mehrere große Transaktionen (Kauf von Anthos für 3,1 Mrd. US-Dollar, von Tourmaline Bio für ~1,4 Mrd. US-Dollar; eine Lizenzvereinbarung mit Monte Rosa im Umfang bis zu 5,7 Mrd. US-Dollar, viele weitere Kooperationen und Aufkäufe, die sich allein im Verlauf dieses Jahres bereits auf rund 23 Mrd. US-Dollar summieren). Sie stärken vor allem die Kardio-/Immun-Indikationen, reichten aber auch in neue Indikationen wie Muskelerkrankungen. Merck, AbbVie, AstraZeneca, Johnson & Johnson (mit dem Kauf von Intracellular Therapies für 14 Mrd. US-Dollar) und andere Konzerne kauften ebenfalls gezielt zu oder schlossen Kooperationsdeals, oft mit hohen Meilenstein- und Umsatzkomponenten. Solche Akquisitionen dienen dazu, schnell Pipeline-Lücken zu füllen und künftige Kombinationstherapien möglich zu machen.
Biotech-Firmen mit überzeugenden Spätphasen-Daten (etwa in NASH/MASH, Adipositas, seltenen Krankheiten, Onkologie oder Gen-/Zelltherapien) sind derzeit besonders gefragt. Für Konzerne bringt das strategische Vorteile (schnellere Marktzugänge, ergänzende Technologien), für Investoren derzeit bei kaum vorhandenen Optionen am Börsenmarkt die einzige Route für einen Exit, der in der Koppelung an zukünftige Verkaufserlöse aber auch mit einer Unsicherheit behaftet ist. Beobachter erwarten, dass dieser selektive Buy-out-Trend mittelfristig anhalten wird, da die Patentabläufe in den Pharmapipelines in den kommenden Jahren einen dreistelligen Milliardenumsatzbeitrag wegzuwischen drohen.