Neue Plattform für Glioblastom-Therapie

Forscher aus Belgien und Berlin haben eine neue Screening-Plattform entwickelt, um Wirkstoffe gegen eine besonders aggressive Form von Hirntumoren (Glioblastome) zu finden.

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Das Glioblastom ist eine besonders aggressive Krebsart, die schlecht behandelbar ist. Medikamente gelangen nur schwer zu einem Tumor im Hirngewebe vor. Makrophagen des Immunsystems, die den Tumor eigentlich bekämpfen sollen, werden von den Krebszellen umprogrammiert, um das eigene Wachstum zu fördern. Neue Therapien sind daher dringend erforderlich.

Die Forscher um Lise Finotto vom VIB-KU Leuven Center for Cancer Biology und Professor Frederik De Smet von der KU Leuven in Belgien sowie Holger Gerhardt, stellvertretender Wissenschaftlicher Vorstand des Max Delbrück Centers in Berlin, haben eine neue Plattform etabliert, mit der nun geeignete Behandlungsmöglichkeiten identifiziert werden können. Ihre Studie erschien in der Fachzeitschrift EMBO Molecular Medicine.

Ausgangspunkt für die Wissenschaftler war es herauszufinden, wie sie die Immunzellen dazu veranlassen können, die Tumorzellen wieder anzugreifen. Da Glioblastome sich von Patient zu Patient unterscheiden, machten sich die Forscher dies zunutze. Mit Hilfe einer Biodatenbank aus Glioblastom-Gewebeproben der KU Leuven brachten die Forscher Stammzellen in Zebrafisch-Embryonen ein und erschufen so Avatare für jeden Patienten. An ihnen konnten die Wissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen Glioblastom-Zellen und Makrophagen bei den verschiedenen Patienten analysieren. Bei Untersuchungen per Video-Fluoreszenzmikroskopie beobachteten die Wissenschaftler, dass Makrophagen der Zebrafische den Tumor bekämpften, die Krebszelle diese aber ausbremsten.

Die Gewebeprobe eines bestimmten Patienten zeigte, dass seine Immunzellen vom Tumor nicht manipuliert worden waren, so dass der Patient besonders lange überlebte. In Zellkultur von Makrophagen und Tumorzellen des Langzeit-Überlebenden fanden die Forscher mit Hilfe der Einzelzell-Sequenzierung ein Gen namens LGALS1, dass weniger stark exprimiert wurde als bei anderen Patienten. Schalteten die Forscher nun an Zebrafischen dieses Gen aus, stellten sie fest, dass der Tumor weniger aggressiv war.

Mit Hilfe ihres Systems ist es möglich, Medikamente an Tumorzellen verschiedener Patienten zu testen und so herauszufinden, welche gegen die Krebsart wirken. Die Wissenschaftler können damit Onkologen bei der Entscheidung für die passende Therapie unterstützen.

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