
Healthcare-Hackathon verbindet IT und Medizin
Auf dem 2. Healthcare-Hackathon in Würzburg Ende März entwickelten kleine Teams aus Ärzten, Studenten, Forschern und IT-Experten kreative, praxisorientierte Lösungen für das Gesundheitswesen. Drei von ihnen wurden dafür prämiert, aber noch wichtiger war die gemeinsame kreative Arbeit.
Mehr als 30 Teilnehmer aus ganz Deutschland trafen sich Ende März im Skyline Hill Center auf dem Hubland in Würzburg. Ihr Ziel: gemeinsam Lösungen zu finden, die Medizin und Informationstechnologie verbinden. Die Veranstaltung fand bereits zum zweiten Mal statt.
Die drei besten Teams wurden für ihre kreativen Lösungen prämiert. Doch laut Co-Organisator Professor Rüdiger Pryss, Medizininformatiker vom Lehrstuhl für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg, stehe nicht der Wettbewerb im Vordergrund, sondern das gemeinsame Entwickeln innovativer und tragfähiger Ideen zur Lösung medizinischer Herausforderungen.
Chatbot analysiert Leitlinien und Anleitungen
Thema des Siegerteams Trias waren medizinische Leitlinien sowie Anleitungen für Medizingeräte. Der Würzburger Software-Entwickler Robin Lamprecht und der Berliner Medizinstudent Nils Reuter entwickelten im Rahmen des Hackathons eine App, die diese Dokumente analysiert. „Solche Texte können viele Hundert Seiten umfassen,“ so Robin Lamprecht. Benötigt man daraus gezielte Informationen, kann es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. „Unser Chatbot bietet gezielten Zugriff auf gesicherte medizinische Daten und erlaubt es dadurch auch Patientinnen und Patienten sowie medizinischen Laien, valide und seriöse Informationen zu Gesundheitsthemen zu recherchieren.“ Dafür erhielt das Team auf Platz eins ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro.
Nachsorge in der Intensivmedizin bei Kindern
Der zweite Platz, dotiert mit 600 Euro, ging an den Würzburger Firmengründer Markus Matiaschek sowie Jonas Michler von der Universität Würzburg. Das Team Code + Care um Mentor Professor Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am Uniklinikum Würzburg, entwickelte digitale Fragebögen zur Nachsorge von intensivmedizinischen Eingriffen bei Kindern, die für Kinder sehr belastend seien und später sogar zu Depressionen führen könnten. „Unsere Fragebögen helfen bei der strukturierten Nachsorge von medizinischen Eingriffen, um Problemen im Zusammenhang mit Behandlungen auf die Spur zu kommen“, so die Preisträger.
Mehr Zeit für den Patienten dank KI
Oftmals bringen die Hackathon-Teilnehmer die zu lösenden Aufgaben aus ihrem Alltag mit, wie auch das Team The Systemists um Dr. Jonas Engert. „In der Medizin gibt es zahlreiche Dokumentationspflichten wie zum Beispiel ausführliche Operationsberichte“, so Engert, der am Uniklinikum Würzburg an Stammzellen von Hörnerven forscht. „Diese Aufgaben verschlingen einen erheblichen Teil meiner Arbeitszeit, die ich viel lieber direkt mit meinen Patienten oder in der Forschung und Lehre verbringen würde.“ Daher haben er und sein interdisziplinäres Team aus IT-Experten und Wirtschaftswissenschaftlern ein Programm entwickelt, um die medizinische Dokumentation zu erleichtern. „Wir reduzieren Schreibarbeiten mithilfe Künstlicher Intelligenz“, erläutert Teammitglied Dominik Rose. „Der Chirurg diktiert während des Eingriffs, was er durchführt. Die KI untersucht den Inhalt und übersetzt die relevanten Teile in einen vollständigen OP-Bericht – ohne dass der Arzt sich dazu noch einmal an den Schreibtisch setzen muss!“ Teammitglied Daniel Dietz genoss die Arbeit in dem interdisziplinären Team und zeigte sich erfreut über die Ergebnisse, denn diese seien viel besser als zuvor vermutet.
Hackathon-Projekte keine Eintagsfliegen
Aber nicht nur die Ergebnisse des diesjährigen Hackathons begeistern Co-Organisator Professor Rüdiger Pryss: „Ein Drittel der Projekte aus dem letzten Jahr wurden bis heute kontinuierlich weiterentwickelt.“ Für den Hackathon-Jahrgang 2025 sieht er ebenfalls großes Potential. „Viele der tollen Projekte werden weiterentwickelt und eine große Rolle in der medizinischen Praxis spielen!“
Der Healthcare-Hackathon Würzburg ist eine Kooperation des Lehrstuhls für klinische Epidemiologie und Biometrie der Universität Würzburg (IKEB), des Instituts für medizinische Datenwissenschaften (ImDS) der Uniklinik Würzburg, des Würzburger Innovations- und Gründerzentrums IGZ und des Zentrums für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken. Organisiert wurde das Event von Miriam Schlüter, Carsten Vogel und Daniel Hieber von der Universität Würzburg, Franziska Raupach und Dr. Christian Andersen vom ZDI sowie Dr. Gerhard Frank vom IGZ.