Bei Biontech ist Impfen (fast) Geschichte
Bei dem Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech sind zu Beginn des Jahres Umsatz und Gewinn deutlich zurückgegangen. Der nicht überraschende Grund: eine geringere Nachfrage nach COVID-19-Impfstoff. Der Impfstoffhersteller rechnet zwar auch künftig mit einer saisonalen Nachfrage nach Corona-Impfstoff, doch maximal noch mit rund 5 Mrd. Euro Umsatz im gesamten Jahr 2023, nach rund 1,2 Mrd. Euro im ersten Quartal. Gleichzeitig baut das Unternehmen seine Aktivitäten in der Krebstherapie, sein ursprüngliches Forschungsgebiet, und am Standort Mainz weiter aus.
Es gab keine Überraschung bei den Quartalszahlen des Mainzer Unternehmens Biontech SE: Der Umsatz sank nach Unternehmensangaben im ersten Quartal um 80 Prozent auf 1,27 Mrd. Euro. Im selben Zeitraum des Vorjahres hatte das Mainzer Unternehmen noch 6,4 Mrd. Euro erlöst. Auch der US-Partner Pfizer hatte vor kurzem einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang gemeldet und geht angesichts des Abflauens der Pandemie von einer deutlich geringeren Nachfrage nach dem COVID-Impfstoff Comirnaty aus. Trotzdem bleibt die Gewinnmarge bei den Mainzern hoch, im ersten Quartal verzeichnet Biontech noch gut 500 Mio. Euro Gewinn.
Für diesen Herbst bereitet das Unternehmen einen weiterentwickelten Corona-Impfstoff vor. Es liefen die Vorbereitungen, um bei Bedarf ein variantenangepasstes Vakzin bereitzustellen, kündigte Vorstandschef Ugur Sahin an. Der Wirkstoff der nächsten Generation soll zudem vor einer schweren COVID-19-Erkrankung schützen. Doch einen großen Schwerpunkt legte das Unternehmen nicht mehr auf die Corona-Impfstoffe, sehr viel mehr Raum nahm ein, worauf sich Biontech in Zukunft konzentrieren will: auf die Krebsforschung, in der das Unternehmen seine Wurzeln hat. Es seien mehrere klinische Studien mit Zulassungspotential geplant, die in diesem und nächstem Jahr starten sollen. Auch werde am Aufbau einer Vertriebsorganisation für Onkologieprodukte gearbeitet, kündigte das Unternehmen an, und die Verbreiterung der Technologieplattform durch Kooperation oder Zukäufe wurde offen diskutiert. Alles möglich, dank der Corona-Gewinne.
Mit dem Schwerpunkt auf neue Forschungsaktivitäten erhöhen sich auch die Aufwendungen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten beliefen sich in dem zum 31. März 2023 endenden Quartal auf 334 Mio. Euro, verglichen mit 285,8 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Veränderung resultiert hauptsächlich aus höheren Kosten im Zusammenhang mit dem Voranschreiten der klinischen Studien für Biontechs Pipeline-Kandidaten. Ein weiterer Grund für den Anstieg ist auf den gestiegenen Personalbestand zurückzuführen.
Ganz ist das Thema Impfen aber wohl doch noch nicht abgehakt. Für die Indikationen Tuberkulose und Gürtelrose arbeiten die Mainzer an frühen Entwicklungsprogrammen einer mRNA-Impfung.