Basel Area Business & Innovation

Basel – Boston am Rhein?

Deutsche Biotech-Regionen, das Golden Triangle rings um London und natürlich die USA an Ost- und Westküste. Aber Basel und die Schweiz? Eher selten wird die Stadt am Dreiländereck in diese Reihe gestellt. Dabei kann man die Dynamik am Oberrhein gar nicht übersehen, meint Christof Klöpper im Gespräch mit |transkript (in der Print-Ausgabe 4-2024).

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transkript. Herr Klöpper, Außenstehende haben oft nur die eine oder die an dere Wahrnehmung zu Basel im Kopf: Pharmastandort oder Innovations-Ökosystem. Was stimmt?
Christof Klöpper: Beides. Wir spüren eine Änderung im Ökosystem des Standortes Basel und der umliegenden Region. Das hat viel mit unseren Großunternehmen Roche und Novartis und anderen größeren Akteuren zu tun, zu denen ja auch noch Lonza und Bachem und weitere gehören. Diese öffnen sich mehr und mehr und entfalten neue Aktivitäten hier und auf dem ganzen Globus.

transkript. Was hat sich bei Roche und Novartis geändert und woran kann man das festmachen?
Christof Klöpper: Es gibt eine ganz konkrete Veränderung: Das Novartis-Tor am Hauptsitz in Basel war bis vor drei Jahren geschlossen. Nur Mitarbeiter und eingeladene Besucher konnten dort hinein. Die Öffnung dieses Tores, des ganzen Novartis-Campus für die Bevölkerung, aber auch für andere Firmenansiedlungen, das hat etwas gemacht mit der Region. Das hat den Novartis-Campus auch selbst verändert. Auf dem Campus haben sich nun Start-ups angesiedelt oder auch einfach mal eine große Pharmafirma wie CSL Behring. Dazu setzt man auch auf architektonische Highlights. Das ganze Areal ist eben nun kein abgeschlossener Forschungscampus mehr, sondern ein offenes Forschungsquartier. Ganz normale Bürger schlendern dort durch, können mit den in den Cafes und Bistros sitzenden Forschern interagieren.

transkript. Und bei Roche?
Christof Klöpper: Roche hat über die vergangenen Jahre viele Milliarden in den Standort Basel investiert und tut das noch weiter für neue Forschungsstätten. Die Organoidforschung des Humanbiologie-Instituts, das aktuelle Forschungszentrum für fast 2.000 Wissenschaftler, das sind alles Bekenntnisse zum Standort Basel, die dann auch in eine Interaktion mit der Bevölkerung münden wie bei der großartigen Kunstinszenierung zur 125-Jahre-Geburtstagsfeier von Roche. Auch bei Roche wird der Standort mitten in der Stadt sich noch mehr öffnen für die Bevölkerung, und ein Flanieren in einem Park am Rhein ermöglichen.

transkript. Wie profitiert nun das ganze Ökosystem Basel von der Öffnung der großen Pharmafirmen?
Christof Klöpper: Für ein Ökosystem ist es wichtig, dass keine geschlossenen Areale den fließenden Austausch von Innovation, von Inspiration, von Motivation und auch Personen behindern. Für den Standort Basel ist es wichtig, dass unsere sehr sichtbaren Leuchttürme Novartis und Roche attraktive Arbeitgeber sind. Weil der Austausch der Personen mit dem ganzen Ökosystem besser funktioniert, sind Leute, die zu Roche oder Novartis kommen, nicht mehr in einem abgeschotteten Firmenareal unterwegs, sondern gehen ein Beziehungsgeflecht mit dem Ökosystem und dabei auch den kleineren Unternehmen und Innovationsschmieden ein.

transkript. Eine Win-Win-Situation?
Christof Klöpper: Schon. Basel profitiert eindeutig von den Großen. Cluster mit einzelnen großen Playern haben oft Schwierigkeiten, alle mitzunehmen, um nicht zu sehr abhängig von diesem zu werden, was man ja derzeit insbesondere etwa an einzelnen Automobilstandorten sieht. Das ist in Basel nicht der Fall. Auch weil verstanden wurde, dass es in einem Ökosystem keine Einbahnstraßen geben darf. Alle wollen immer etwas von den Großen, das kennt man. Doch die Großen profitieren auch vom Ökosystem, von den kleineren, von innovativen Dienstleistern. Ja, sie brauchen geradezu die kleinen Biotech-Innovatoren. Und viele erfolgreiche Big-Pharma-Leute denken dann nach Jahrzehnten auch noch mal über etwas Neues nach und sehen interessante Dinge in der Nachbarschaft. Und diese Start-ups profitieren dann ungemein von der eingebrachten Expertise.

transkript. Und Basel Area Business & Innovation koordiniert das alles?
Christof Klöpper: Wir machen drei Dinge: Wir unterstützen Start-ups, wir helfen internationalen Firmen, in unsere Region zu kommen, und wir betreiben für Start-ups den Switzerland Innovation Park Basel Area, den wir gemeinsam mit Privaten betreiben.

transkript. Wie erfolgsabhängig sind Sie da bei der Belegung durch Mieter?
Christof Klöpper: Der Bedarf war ja keine Einbildung, das hatten wir uns schon angeschaut. Die kleineren Unternehmen brauchen einen Park, um zu gedeihen, und die Großen schätzen ein Umfeld, in dem sich auch Kleine und die eine oder andere Forschungseinrichtung tummeln. Somit hat sich der Innovationspark gut entwickelt und rasch gefüllt.

transkript. Gibt es aktuell genug Platz für Start-ups und gibt es weitere Angebote über das Ihre hinaus?
Christof Klöpper: Ja, auch damit können wir in der Basel Area sehr zufrieden sein. Es gibt andere sehr gute Angebote wie den Tech Park Basel oder Superlabs. Dass es Möglichkeiten für Wachstum gibt, ist sehr wichtig für die Region. Das geht dann Hand in Hand vom ersten Schritt bei uns zu anderen Parks, wo mehr Raum für Wachstum bereitgestellt werden kann. Und da gibt es viel Bautätigkeit, die gut Schritt hält mit der Nachfrage. Wir haben jetzt hier auch ein beständig wachsendes Angebot an Laborflächen nicht nur für etablierte Firmen zur Vergrößerung oder Ansiedlung, sondern auch für kleinere Unternehmen in ihrer Gründungsphase.

transkript. Sind alle Gründer aus Basel?
Christof Klöpper: Basel war immer schon sehr international und viele Gründer kommen aus dem Ausland. Die Wirtschaftskraft ist ein Anziehungspunkt, schon immer gewesen. Auch in den Life Sciences kommen die Anfragen von lokal, aber auch international. Der Talentpool ist hervorragend und es ist noch immer auch ein Plus, dass die Großunternehmen ebenfalls attraktiv sind. Es entwickelt sich immer mehr ein Wechselspiel zwischen Groß und Klein, das auch Sicherheit für die eigene Karriereplanung verspricht.

transkript. Was fehlt noch in Basel?
Christof Klöpper: Die Schweiz ist bei der Finanzierung die Nummer 2 nach UK in Europa, das ist mehr als respektabel. Aber natürlich ist das alles verhältnismäßig kleiner als in USA. Die größeren Mengen an privaten Gelder fehlen noch wie überall in Europa. Dazu fehlt auch noch ein Stückchen Größe, noch mehr kritische Masse. Das ist für jeden Standort entscheidend. Man kann immer noch größer und besser werden.

transkript. Vielen Dank.

Das Interview ist entnommen aus dem Spezial „Techparks“ im transkript-Heft 4/2024, welches insgesamt hier nachgelesen werden kann.

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