Cardior: erster Patient in Phase II-Herzinsuffizienz-Studie

Cardior Pharmaceuticals (Hannover) gab die Behandlung des ersten Patienten in einer multizentrischen Phase II-Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von CDR132L bei 280 Patienten nach Myokardinfarkt (HF-REVERT) bekannt. Mit einem Antisense-ähnlichen synthetischen Oligonukleotid soll dabei die regulatorische Mikro-RNA miR-132 kontrolliert werden.

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CDR132L ist ein oligonukleotidbasierter nicht kodierender RNA-Inhibitor (ncRNA-Inhibitor), der auf die microRNA-132 abzielt, einen zentralen Regulator für pathologische kardiale Umbauprozesse des Herzens. Die lebensbedrohliche Folge des Myokardinfarkts beruht auf einem Remodelling genannten Gewebeumbau beziehungsweise der Regeneration des in Mitleidenschaft gezogenen Herzgewebes, der maßgeblich von miR-132 gesteuert wird. Diese fehlgeleitete Geweberekonstitution trägt dann zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz bei.

Der Myokardinfarkt (MI), auch als Herzinfarkt bekannt, ist ein äußerst schwerwiegender Zustand, der durch eine Verstopfung der Koronararterien verursacht wird und die Blutversorgung des Herzens einschränkt. Selbst wenn der Herzinfarkt behoben ist, kann er zu einer dauerhaften Schädigung der Herzzellen führen, die durch den pathologischen Umbau des Herzens ausgelöst wird und zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz führt – eine der häufigsten Todesursachen weltweit, wobei es bisher nur begrenzte Interventionsmöglichkeiten gibt. Der Hauptkandidat von Cardior wurde entwickelt, um die Ursache des pathologischen Umbaus des Herzens nach einem Herzinfarkt anzugehen, die schädliche Signalkaskade zu stoppen und umzukehren und die normale Funktion des Herzens wiederherzustellen.

CDR132L ist die erste ncRNA-basierte Therapie, die in Phase II-Studien bei Herzerkrankungen eingesetzt wird. Die Spiegel von miR-132 sind im Herzgewebe von Patienten mit Herzinsuffizienz erhöht und lösen genau definierte molekulare Signalwege aus. Die Hemmung von miR-132 durch CDR132L normalisiert diese Wege und führt zu einer Veränderung auf Gewebeebene mit dem Ziel der Wiederherstellung einer normalen Herzmuskelfunktion. "RNA-Therapien haben ein enormes Potential, das Behandlungsparadigma für viele Krankheiten grundlegend zu verändern. Das Erreichen der Phase II für CDR132L ist ein bedeutender Schritt in Richtung Validierung eines krankheitsmodifizierenden Therapeutikums, das einen Hauptregulator der Kardiopathologie hemmt. Diese Innovation basiert auf unserer umfassenden Expertise in der Entwicklung von Therapien auf der Basis nicht-kodierender RNAs", sagte Rahul Agrawal, Chief Medical Officer von Cardior.

HF-REVERT (NCT05350969) ist eine multizentrische, randomisierte, parallele, dreiarmige, placebokontrollierte klinische Proof-of-Concept-Studie, die die Sicherheit und Wirksamkeit von CDR132L bei 280 Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) nach einem Herzinfarkt untersucht. Die Studie besteht aus einer sechsmonatigen Doppelblindphase und einer sechsmonatigen Verlängerungsphase. Die in die Phase II-Studie aufgenommenen Patienten werden randomisiert, um drei intravenöse CDR132L-Infusionen in einer Dosierung von entweder 5 mg/kg, 10 mg/kg oder Placebo zu erhalten, die im Abstand von 28 Tagen als Ergänzung zur Standardbehandlung verabreicht werden.

Die Studie wird an Standorten in ganz Europa durchgeführt, an denen etwa 60 klinische Studienzentren beteiligt sind. Cardior wird nach Gesprächen mit der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) weitere klinische Studien für CDR132L in den USA initiieren.

Im vergangenen August hatte Cardior in einer Serie B-Finanzierung über 64 Mio. Euro die Finanzierung für diese Studie eingesammelt. Das Geld stammt unter anderem vom Leitinvestor Inkef Capital und den damals neuen Co-Investoren Fund+, Sunstone, Hadean Ventures und Coparion. Daneben beteiligten sich die Altinvestoren LSP (heute unter EQT Lifescience firmierend), BioMedPartners, Bristol Myers Squibb und der High-Tech Gründerfonds (HTGF).

Mitgründer Prof. Thum (Foto) ist auch in Forschungsnetzwerken aktiv, die "non coding RNA" als generelle Behandlungsoptionen bei Herzerkrankungen untersuchen, wie etwa dem DFG Transregio 267 als Kooperation der Universitätskliniken aus Frankfurt/Main, München (TUM und LMU) und Hannover mit weiteren Partnern.

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