Morphosys bleibt im Erklärmodus

Eine komplette Restrukturierung der kürzlich eingekauften US-Firma Constellation Pharma und Verlegung aller dortigen Forschungsaktivitäten an den Hauptsitz von Morphosys in Planegg bei München und die damit verbundene bilanzielle Wertberichtigung um rund 230 Mio. Euro lässt die ehemalige Antikörperschmiede kurz vor der Jahresbilanzkonferenz im Erklärmodus verharren.

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Diese Abschreibung sei "nicht zahlungswirksam und wird sich auf die betrieblichen Aufwendungen des Konzerns für das vierte Quartal des Jahres 2021 auswirken", wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, was wörtlich genommen wie ein Widerspruch klingt. Darin verklausuliert ist die durch die Konsolidierung der Forschungs-/Entwicklungsaktivitäten der übernommenen Constellation Pharmaceuticals, Inc. ("Constellation") fälligen Abstandszahlungen, die (wieder Originalton Morphosys) "den operativen Aufwand des Konzerns" in diesem letzten Jahresquartal 2021 erhöhen werde.

MorphoSys habe nun beschlossen, seine Forschungsaktivitäten auf die am weitesten fortgeschrittenen (ehemaligen Constellation-)Programme zu konzentrieren und alle Laboraktivitäten an seinem deutschen Forschungszentrum in Planegg zu zentralisieren. Infolgedessen wurden alle in den USA angesiedelten Aktivitäten im Zusammenhang mit den Abteilungen für Forschungsbiologie und Arzneimittelforschung eingestellt. Das betreffe nun insbesondere die frühen Pipeline-Projekte der US-Amerikaner, die nicht mehr realisiert und die "erwarteten Cashflows aus diesen Projekten entsprechend nicht mehr vereinnahmt werden" könnten. Die zu verbuchende Wertminderung beruhe auf diesem Aus für die frühe Pipeline, die seinerzeit Teil des Geschäfts- oder Firmenwerts bei der Übernahme von Constellation war.

Möglicherweise kann man Restrukturierungen auf der Pipelineebene in buchhalterische Sätze verpacken, vielleicht muss man das sogar als börsennotiertes Unternehmen. Die noch über 100 ehemaligen Constellation-Mitarbeiter erhalten neben Abschiedsworten wohl auch eine finanzielle Entschädigung, die den "operativen Kostenmehraufwand" verursachen dürfte. Das aus der Unternehmenskommunikation im Gespräch selbst herausgearbeitete Problem bleibt jedoch weiterhin bestehen: Die Welt außerhalb von Morphosys habe diesen ganzen Übernahmedeal und die Möglichkeiten des eingekauften Haupt-Medikamentenkandidaten (Pelabresib, ein orales verabreichbares small molecule) noch nicht richtig verstanden, und wie dies das eigene Präparat Monjuvi© ergänze. Zumindest muss sich nicht alleine fühlen, wer dem bisher noch nicht folgen konnte, da auch die Schwarmintelligenz der Börsenhändler bisher noch keinen richtigen Draht zu diesem neuen Kurs von Morphosys gefunden zu haben scheint. In wenigen Tagen hat das Unternehmen auf der Jahrespressekonferenz eine ausführliche Gelegenheit, diese neue Ausrichtung und den Wandel von Antikörpern zu small molecules gründlicher zu erläutern.

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