Morphosys AG

Novartis übernimmt Morphosys

Kurz brodelte die Gerüchteküche, dann meldete die Morphosys AG aus Planegg Vollzug. In einem Bieterwettstreit um das Unternehmen zwischen Incyte und Novartis haben die Schweizer das bessere Angebot vorgelegt. Man habe sich aktuell mit Novartis auf ein "Business Combination Agreement" mit einer Marktkapitalisierung von 2,7 Mrd. US-Dollar geeinigt, teilte Morphosys gestern Abend in einer Ad-hoc-Mitteilung mit.

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Die MorphoSys AG, Planegg, hat heute Nacht eine Vereinbarung zur Übernahme durch Novartis für einen Eigenkapitalwert von 2,7 Mrd. Euro unterzeichnet. Novartis wird nun ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle Aktien von Morphosys zu einem Preis von 68,00 Euro je Aktie in bar abgeben. Dies sei eine „attraktive Prämie von 94 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs des letzten Monats vor dem 25. Januar 2024“, so Morphosys. Damit wird die Kursentwicklung der letzten Tage jedoch nicht wesentlich übertroffen, denn gestern lag der Kurs bereits bei rund 67 Euro. Auch der Aufschlag bei der Marktkapitalisierung ist überschaubar. Noch vor wenigen Tagen, vor dem Kursanstieg, lag diese bei rund 2 Mrd. Euro.

Novartis verfüge über die „notwendigen umfangreichen Ressourcen, um das Potential von Pelabresib auf globaler Ebene voll zu entfalten und auszubauen“, begründeten Vorstand und Aufsichtsrat von Morphosys den Verkauf, der einstimmig angenommen wurde. Der andere Bieter, die Firma Incyte, geht nicht ganz leer aus, sondern erhält alle Rechte an dem Antikörper Tafasitamab (Monjuvi), der bisher von beiden Unternehmen vermarktet und für weitere Indikationen entwickelt wird. Der Verkaufspreis für dieses Produkt ist noch nicht bekannt.

Wie geht es am Standort Planegg bei München weiter? Die Vereinbarung zwischen Novartis und Morphosys enthalte „Zusagen an die Mitarbeiter. Novartis betrachtet die Mitarbeiter von Morphosys als Grundlage für den gegenwärtigen und zukünftigen Erfolg des Unternehmens“, heißt es in der aktuellen Mitteilung zur Übernahme. Auch der Clustermanager Prof. Ralf Huss, BioM, sieht die Entwicklungen positiv: „Die angekündigte Übernahme ist nicht das Ende einer Reise, sondern ein wichtiges Zeichen für die Biotechnologie in gerade nicht so ganz leichten Zeit. Es braucht halt doch immer noch lange bis die Innovation – hier über den ‚Umweg‘ eines etablierten Pharmaunternehmen – beim Patentien und auf den Pharmamarkt ankommt“, sagte er auf |transkript-Nachfrage.

Traditionalisten wird der Verkauf dennoch ein weinendes Auge bereiten. Das 1992 gegründete Biotech-Flaggschiff hatte sich einst in einer eigenen Liga der Antikörperentwicklung positioniert und diese Expertise in zahlreichen Kooperationen millionenfach versilbert. Wer nun meint, dass sich mit einer dieser Kooperationen, der mit Novartis im damals schier unvorstellbaren Milliardenvolumen, und der jetzigen Übernahme gewissermaßen ein Kreis schließt, übersieht, dass die gesamte damalige Antikörper-Kernkompetenz vor wenigen Jahren etwas abrupt aufs Abstellgleis geschoben wurde. Der damals neue Vorstand um Jean-Paul Kress nutzte die vorhandenen Ressourcen lieber, um sich mit der Übernahme der US-Firma Constellation Pharma ganz andere Wirkstoffe zu sichern. Ein weiterer Milliardendeal, der den Kurs von Morphosys in den Folgejahren allerdings schwer belastete. Doch es waren dann weitere Projekte von Constellation, die Novartis Ende 2022 zu einer Kooperation bewegten und für den jetzigen Verkauf vermutlich die Grundlage legten.

Die Wette auf eines dieser US-Moleküle war Ende letzten Jahres mit sehr gemischten Ergebnissen aus der Phase III-Studie nicht eindeutig aufgegangen. Zu unsicher schien den Marktbeobachtern, ob diese Daten wirklich für eine Zulassung durch die FDA ausreichen würden. Bevor es zu einer weiteren Zitterpartie um die Zulassung kommt, setzt der Verkauf einer vom Gründungsmythos stark verwandelten Morphosys 2.0 dem vor über 30 Jahren gestarteten Biotech-Hoffnungsträger ein jähes Ende. Ob alle Mitarbeiter in Planegg für den Riesentanker Novartis wirklich von fundamentaler Bedeutung sein werden, wird die Zukunft zeigen. Good bye Morphosys.

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