
25 Jahre Biotech-Offensive in Sachsen: es geht weiter
Ein Erfolgsmodell für langfristige Förderung von Innovation, Investition und Zukunft zieht Bilanz und bereitet sich trotz aller Schwierigkeiten der aktuellen sächsischen Haushaltsplanung auf eine Fortsetzung der Erfolgsstory vor. Gerade in Leipzig stehen gewaltige Infrastrukturplanungen auf über 34 Hektar Fläche des alten Messegeländes bereit für die Umsetzung.
Sachsen blickt auf 25 Jahre gezielte Förderung der Biotechnologie zurück. Seit dem Start der Biotechnologie-Offensive im Jahr 2000 wurde vom Freistaat mehr als eine Milliarde Euro in den Aufbau und die Weiterentwicklung des Sektors investiert, das allermeiste Geld davon in Infrastruktur wie Forschungsinstitute und Laborgebäude.
Heute zählt die Life-Sciences-Branche über 300 Akteure mit mehr als 15.000 Beschäftigten in den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik. Sie gilt als ein wesentlicher Treiber für Innovation, wirtschaftliches Wachstum und hochwertige Arbeitsplätze im Freistaat für den Bereich Gesundheit(swirtschaft), in dem insgesamt über 50.000 Beschäftigte (inklusive den Universitätskliniken und weiteren Krankenhäusern) gezählt werden.
Im Rahmen einer Veranstaltung in Leipzig Mitte Juni wurde dieses Vierteljahrhundert erfolgreicher Entwicklung gewürdigt. Der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter besuchte anlässlich des Jubiläums den Innovationscampus BIO CITY Leipzig. In seiner Rede bezeichnete er die Biotechnologie-Offensive als ein sächsisches Erfolgsmodell, das hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und Sachsen im Bereich Zukunftstechnologien bundesweit an die Spitze geführt habe. Die BIO CITY Leipzig wurde dabei als Symbol für den Erfolg der sächsischen Strategie hervorgehoben. Derzeit hat der Freistaat jedoch mit einer Haushaltskürzung zu kämpfen, über deren konkrete Auswirkungen noch politische Abstimmungen laufen. Auf Nachfrage erklärte Panter dazu, dass es allen Akteuren klar sei, dass die aufgebauten Infrastrukturen und deren Betrieb gesichert werden müsse. Da die in der bisherigen Initiative einfließenden hohen Beträge aus EU-Regionalförderungsprogrammen in Kürze ausliefen und vermutlich in der Form und Größenordnung nicht weiter zur Verfügung stünden, sei das Ziel der Haushaltsplanung, in den Umschichtungen Mittel für die weitere Unterstützung zu mobilisieren. Dazu ziele man auch auf Wachstumsstrategien für die Unternehmen mit Hilfe externer und internationaler Investoren.
Kennzeichnend für die Entwicklung der Branche ist die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik. Ein Netzwerk aus renommierten Forschungsinstituten, Start-ups und global tätigen Unternehmen prägt die Biotechnologie-Landschaft in Sachsen. Insbesondere in den Bereichen Medizintechnik, Diagnostik, Bioinformatik, neue Therapien und industrielle Biotechnologie wurden Standards gesetzt. In den Exzellenzcluster-Wettbewerben konnten Konzepte aus Sachsen punkten, zuletzt mit weiteren Förderungen unter anderem im Bereich der metabolischen Krankheiten. Laut Kalkulation der sächsischen Staatsregierung ist Sachsen pro Einwohner gerechnet sogar das erfolgreichste Bundesland innerhalb der Exzellenz-Initiative.
Auf der Veranstaltung in Leipzig würdigten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft die bisherigen Erfolge und warfen einen Blick zurück, aber auch in die Zukunft. Thematisiert wurden unter anderem die Sicherung von Investitionen, der Ausbau internationaler Kooperationen und die Erschließung neuer Märkte. Ministerpräsident Michael Kretschmer hob hervor, dass Sachsen heute zu den dynamischsten Life-Sciences-Regionen Deutschlands gehöre. Ausschlaggebend hierfür seien strategische Entscheidungen und ein attraktives Ökosystem, das unter anderem durch starke Hochschulen, Kliniken und das Biosaxony-Netzwerk geprägt sei. Auch Wirtschaftsminister Panter betonte die Rolle der gezielten Förderpolitik für die Entwicklung eines international wettbewerbsfähigen Standorts. Die Kombination aus Infrastrukturförderung, Unterstützung von Forschung und Unternehmensgründungen habe ein Umfeld geschaffen, das Fachkräfte anziehe und internationale Sichtbarkeit ermögliche.
Gleichzeitig steht die Branche vor neuen Herausforderungen. Genannt wurden unter anderem der Zugang zu Risikokapital, beschleunigte Genehmigungsverfahren und die Integration Künstlicher Intelligenz in Forschung und Produktion. Zugleich bieten die wachsenden globalen Gesundheitsmärkte und der Bereich grüner Technologien neue Chancen für sächsische Unternehmen. Die Biotechnologie-Offensive bleibt laut den Veranstaltern auch künftig ein zentraler Bestandteil der Innovationsstrategie des Freistaates. Mit dem weiteren Ausbau digitaler Kompetenzen, einer aktiven Unternehmensförderung und einer engen Verknüpfung mit Schlüsseltechnologien wie der Halbleiterindustrie soll Sachsen seine Position im Bereich Life Sciences weiter ausbauen. Das Ziel: in den kommenden Jahren unter die Top 3 der bundesdeutschen Cluster in diesem Bereich vorzustoßen.
Das Bonmot des Tages kam vom sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer, der im Vergleich zum Nachbar-Freistaat Bayern meinte: „Dort gibt es sehr viel mehr Menschen und es wird mit sehr viel mehr Geld agiert. Wir können nur versuchen, mit mehr Intelligenz an die Zukunftsthemen heranzugehen.“