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Druck auf Medtech-Branche steigt

Auf der jährlichen National Regulatory Conference des Schweizer Medizintechnikverbandes trafen sich Mitte Oktober in Bern mehr als 450 Vertreter der Medtech-Branche. Sie diskutierten die aktuellen Entwicklungen, die die Branche vor etliche Herausforderungen stellen.

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Im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens standen die wirtschafts- und handelspolitischen Schwierigkeiten in den Beziehungen zu den wichtigsten Handelspartnern EU und USA. Damian Müller, Präsident von Swiss Medtech, umriss das Spannungsfeld, in dem sich die Branche bewegt: „Die Medtech-Industrie steht mitten in den globalen Umwälzungen von Handel und Politik. Wir müssen die Rahmenbedingungen im Inland stärken und den freien Handel aktiv fördern. Eine Branche, die Leben rettet, über 70.000 Menschen beschäftigt und wesentlich zum Wohlstand der Schweiz beiträgt, verdient volle Unterstützung von Politik und Behörden.“

Rund die Hälfte aller Schweizer Medtech-Exporte geht in die EU – sie ist damit der wichtigste Handelspartner. Daher wurden die Ausführungen von Patric Franzen, Chefunterhändler der Schweiz für die Verhandlungen mit der EU und stellvertretender Staatssekretär im EDA, zum Verhandlungsergebnis mit besonderem Interesse aufgenommen. Die Ergebnisse einer Umfrage im Sommer dieses Jahres in Bezug auf das Paket Schweiz-EU zeigen, dass acht von zehn Medtech-Unternehmen hinter dem bilateralen Weg stehen und die große Mehrheit heute Ja zu dem Paket sagen würde. Der Grund für die Unterstützung: Im Mai 2021 verlor die Medizintechnik-Branche den direkten Zugang zum EU-Markt nach dem Abbruch der Verhandlungen zwischen der Schweiz und EU.

„Unsere Unternehmen wissen genau, was der Verlust des reibungslosen Zugangs bedeutet. Sie müssen nicht spekulieren“, so Swiss-Medtech-Direktor Adrian Hunn. Keine andere Industrie in der Schweiz sei legitimierter, sich dazu zu äußern, so Hunn weiter.

Fast ein Viertel der Medizintechnik-Exporte gehen in die USA, die damit der zweitwichtigster Absatzmarkt nach der EU sind. Seit dem 7. August 2025 erhebt die US-Regierung einen Zollsatz von 39 Prozent auf Schweizer Medtech-Produkte. Davon ausgenommen sind derzeit ausschließlich Produkte für Menschen mit Behinderungen – basierend auf dem Nairobi-Protokoll.

Die Zölle setzen die Branche zusätzlich unter Druck. Laut einer Verbandsumfrage bewerten acht von zehn Unternehmen die aktuelle Wirtschaftslage als eher bis sehr negativ. Dazu komme der starke Franken und eben der erschwerte EU-Marktzugang. Daher ist ein Drittel der Firmen auf der Suche nach neuen Absatzmärkten, 20 Prozent der Unternehmen prüfen eine Verlagerung von Teilen der Produktion in die USA.

Zusätzliche Unsicherheit schafft laut Hunn die Ende September von der US-Regierung eingeleitete Untersuchung nach Section 232. Hier soll geprüft werden, ob die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Medtech-Importen ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellt. Betroffen ist eine breite Produktpalette – von persönlicher Schutzausrüstung und Verbrauchsmaterial über Investitionsgüter bis hin zu komplexen Medizinprodukten wie Implantaten.

Aber auch die Innenpolitik ist zum Handeln aufgerufen. So fordern die Medtech-Unternehmen den Abbau von Überregulierung, die Unterstützung der Bilateralen III und die Stärkung des Freihandels mit weiteren Weltmärkten

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