Zwei Medikamente aus Deutschland führen TOP-200-Liste an

Im Jahr 2006 starteten Studenten der damals noch an der Cornell University angesiedelten Forschungsgruppe des gebürtigen Isländers Jon Njardason damit, die Einzelverkaufserlöse von Pharmazeutika weltweit zu erheben. 2010 reichte dies gar für eine wissenschaftliche Publikation (J. Chem. Ed. 2010, 87, 1348), obwohl der ursprüngliche Ansatz des organischen Chemikers Njardason war, die grafischen Informationen über die Wirkstoffstrukturen einfach als ein nützliches Instrument in der Lehre sowohl für Studenten als auch für Absolventen einzusetzen.

Darüber hinaus sollten diese aufgeführten Strukturen als Ideenquelle für Forscher dienen, um "die entscheidende Rolle der organischen Chemie bei der Entwicklung neuer Medikamente zu vermitteln", so Njardason in seiner Einführung zu dieser Posterserie. Es ist dabei tatsächlich interessant, sich auf der Webseite die frühen Zusammenstellungen der Jahre 2006 ff anzusehen und dabei den Wandel von Wirkstoffen der organischen Chemie zu immer mehr Biopharmazeutika mitzuverfolgen. Waren zuerst nur die Insuline die Pionierwirkstoffe der Aminosäurewelten, kamen weitere körpereigene Substanzen wie Blutgerinnungsstoffe und Cytokine hinzu und mit den monoklonalen Antikörpern eine regelrechte Welle an Biopharmazeutika.

Auch Zell- und Gentherapien finden sich nun unter den TOP 200 wie auch die ganz neue Klasse der mRNA-Wirkstoffe, während die organisch-chemischen Ringstrukturen deutlich in den Hintergrund treten. Das Mainzer-US-amerikanische Koprodukt Comirnaty erreichte mit gut 38 Mrd. US-Dollar den ersten Platz und dabei gut das doppelte Verkaufsvolumen zum Konkurrenzprodukt von Moderna. Der Antikörper Humira, seit vielen Jahren unter den Top 3 der Verkaufserlöse, bildet mit seinem Ursprung aus den Ludwigshafener Knoll-Werken zusammen mit Biontech ein markantes Aushängeschild für "invented in Germany" auf dem Siegertreppchen 2022 dieser inoffiziellen Pharma-Olympiade.