Formycon sortiert sich neu im Strüngmann-Universum

Die Martinsrieder Formycon AG hat in einem auf den ersten Blick hochkomplexen Share-Deal die Anteilseignerschaft an der Produktpipeline neu sortiert. In diesem Zuge wird die Beteiligungsgesellschaft Athos KG des Strüngmann Family Offices mit rund 26% größter Einzelaktionär von Formycon.

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Einerseits geht es dabei um die bisher in einer Kooperation entwickelten Biosimilarprojekte FYB201 und FYB202, die im Jahr 2013 sowie im Jahr 2017 zur Weiterentwicklung, Zulassung und Kommerzialisierung in die aktuellen Partnerschaften mit der Bioeq AG (seit 2016, zuvor Santo Holding GmbH) beziehungsweise der Aristo Pharma GmbH, einem Unternehmen der Athos, eingebracht worden waren. Im Rahmen der Transaktion übernimmt Formycon die vollständigen Rechte an FYB202, einem Biosimilar-Kandidaten für Stelara®1 (Ustekinumab), sowie die 50%-Beteiligung an FYB201, einem Biosimilar-Kandidaten für Lucentis®2 (Ranibizumab). Andererseits erweitert Formycon mit dem Erwerb und der Integration des langjährigen Partners Bioeq GmbH seine Kompetenzen in mehreren Bereichen, die für die Entwicklung, Zulassung und Kommerzialisierung von Biosimilars wichtig sind.

Was noch immer wie das bloße Umparken von bekannten Unternehmensteilen anmuten mag, hat zahlenmäßig eine ganz andere Dimension: Der Wert der von Formycon zu erbringenden Gegenleistungen im Rahmen der Transaktionen (Ausgabe neuer Aktien an ATHOS sowie eine Earn-out-Komponente) beläuft sich auf ca. 650 Mio. Euro zum Vollzugstag. Dies geschieht mit Aktien, wodurch nach Abschluss Athos mit einem mittelbar gehaltenen Anteil von rund 26,6% am Grundkapital größter Anteilseigner der Formycon sein wird. Die Formycon-Aktie wurde im Rahmen der Transaktionen mit einem gutachterlich bestätigten Fair Value von 83,41 Euro bewertet. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass auch das dritte, derzeit noch nicht bekanntgegebene Biosimilarprojekt (FYB206) in diese Wertermittlung einbezogen wurde.

Finanzchef Nicolas Combé betont im Gespräch mit |transkript.de den „transformativen Charakter“ der Vereinbarung: „Mit dem Wertgutachten beider Parteien haben wir eine doppelte Validierung erhalten, die nicht nur die Attraktivität dieser Transaktion für Formycon sondern implizit auch das Potenzial unserer Aktie bestätigen, welches durch diese Akquisition nochmals erheblich gesteigert werden sollte. Zudem haben wir Formycon im Zentrum der Biosimilaraktivitäten von Athos – und damit der Gebrüder Strüngmann – manifestieren können.“ Waren in der früheren Konstellation die Projekte auslizenziert und damit der Hauptteil möglicher Erlöse nach außen gegeben worden, seien diese Assets und die möglichen hohen Einnahmeströme nun wieder bei Formycon selbst zentriert. Combé möchte das aber nicht als Neustart für das Unternehmen verstanden wissen, und spricht eher von einem „neuen Schritt“ bei dem der Unternehmenskern als Entwicklungshaus für Biosimilars mit einem starken Ankeraktionär noch deutlicher herausgestellt werden könne.

Das Biosimilar-Projekt FYP203 und die Aufteilung der diesbezüglichen Kommerzialisierungsrechte war nicht Teil der neuen Vereinbarung und bleibt davon unberührt. Ebenso sei das COVID-19-Projekt von Formycon auf gutem Wege von der Präklinik in die klinische Entwicklung, aber als "eigenständiges, innovatives" Vorhaben nicht der eigentliche Unternehmensfokus.

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