Morphosys meldet Verkaufszahlen zu Monjuvi und rudert zurück
Das Martinsrieder Antikörper-Unternehmen Morphosys hat die Verkaufszahlen für den Krebsantikörper Monjuvi® (tafasitamab-cxix) in den USA bekanntgegeben. Nach vorläufigen Berechnungen belaufe sich der Nettoerlös im 2. Quartal auf rund 23 Mio. US-Dollar. Demnach kalkuliert Morphosys nun jedoch mit einem geringeren Jahresergebnis als bisher, auch weil Konkurrenzprodukte in der gleichen Indikation neu auf dem Markt seien. Die Börse sieht das zunächst positiv.
Der vorläufige Netto-Produktumsatz von Monjuvi U.S. beträgt 23,3 Mio. US-Dollar (21,7 Mio. Euro nach Umrechnung des Unternehmens) für das zweite Quartal 2022 und 41,9 Mio. US-Dollar (38,3 Mio. Euro) für das erste Halbjahr 2022. Für das Gesamtjahr 2022 erwartet MorphoSys nun einen Produktumsatz von Monjuvi U.S. in der Größenordnung von 90 bis 110 Mio. US-Dollar (in der bisherigen Prognose: 110 bis 135 Mio. US-Dollar). Darüber hinaus erwartet MorphoSys nun F&E-Aufwendungen in einer Spanne von 275 bis 300 Mio. Euro (vorherige Prognose: 300 bis 325 Mio. Euro) und Vertriebs- und Verwaltungsaufwendungen in einer Spanne von 150 bis 165 Mio. Euro (vorher: 155 bis 170 Mio. Euro).
"Wir freuen uns über die Erholung der Umsätze von Monjuvi im zweiten Quartal 2022, in dem wir die höchste Nachfrage seit der Markteinführung beobachtet haben", sagte Dr. Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender der MorphoSys AG. Er blickt jedoch zugleich realistisch auf das sich verändernde Marktumfeld: "Wir sind zwar ermutigt durch den positiven Trend bei der therapeutischen Anwendung, sind uns aber bewusst, dass sich die Wettbewerbslandschaft verschärft hat, unter anderem durch die jüngsten Zulassungen zusätzlicher Zweitlinien-Therapieoptionen für das rezidivierte oder refraktäre diffuse großzellige B-Zell-Lymphom."
Dies sei auch der wesentliche Grund, warum das Unternehmen die Wachstumserwartungen für die zweite Jahreshälfte 2022 gesenkt habe. Zugleich konnten durch die Lizenzierung von Felzartamab und MOR210 an HIBio die F&E-Aufwendungen reduziert werden, was sich in der revidierten F&E-Prognosespanne widerspiegele, heißt es dazu in der weiteren Einlassung des CEO.
Der Marktplatz in der Indikation DLBCL (rezidivierte oder refraktäre diffuse großzellige B-Zell-Lymphom) ist in wenigen Monaten stark bevölkert worden. Dort tummeln sich nun neben Antikörpertherapeutika auch CAR-T-Zelltherapie und mit Zynlonta von ADC therapeutics auch ein Therapeutikum mit einem "Wirkverstärker", was als besonders innovativ gilt. Kein Wunder, soll doch der Markt dieser speziellen Krebsindikation nach Angaben der Analysten von Technavio Research alleine in den nächsten 5 Jahren um gut 1,8 Mrd. US-Dollar anwachsen, besonders starke Anteile davon in den USA.
Wer nun denkt, die Meldung von Morphosys würde den Kurs nach unten bewegen, hat das Kapitel über die Börsenpsychologie nicht gelesen. Dort scheint die neue Bescheidenheit nämlich sehr gut angekommen zu sein und lieber geht man mit realistischen Zahlenangaben ein Investmentrisiko ein, als sich später böse überraschen lassen zu müssen. Doch Vorsicht bleibt die Mutter der Porzellankiste: das kleine Plus von gestern ist heute fast schon wieder weg.