AC immune kommt bei Parkinson voran

Das Schweizer Biotech-Unternehmen AC Immune legte seine Zahlen für das erste Halbjahr vor und präsentierte seine Pipelinefortschritte bei neurodegenerativen Erkrankungen. Während es bei Alzheimer warten auf den Herbst und 2024 heißt, gibt es bei Parkinson Fortschritte: Die ersten Patienten in einer Phase II-Studie wurden behandelt.

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Das Schweizer Biotech-Unternehmen AC Immune hat am Freitag seine Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt. Forschungs- und Entwicklungskosten sanken von 30,8 Mio. CHF auf 27,6 Mio. CHF. Der Betriebsverlust sank von 38,7 Mio. CHF auf 34,6 Mio. CHF. Die Cash-Position des Unternehmens beläuft sich auf runde 90 Mio. CHF und biete "ausreichende Kapitalressourcen, um mindestens bis zum dritten Quartal 2024 voranzuschreiten, ohne den Erhalt potentieller zukünftiger Meilensteinzahlungen zu berücksichtigen”.

Mehr Augenmerk als die Finanzzahlen des börsennotierten, aber zugleich von den Großfinanziers Strüngmann, Hopp sowie dem MIG Fonds unterstützten Medikamentenentwicklers erhielten die Angaben zur Wirkstoffpipeline. Denn die kommenden Monate könnten für die Schweizer interessant werden, da eine ganze Reihe von Daten oder anderen Entwicklungsmeilensteinen aus den verschiedenen Entwicklungsprogrammen anstehen. So werden für ACI-24.060 im ersten Halbjahr 2024 weitere vorläufige Sicherheits- und Immunogenitätsdaten sowie Abeta-PET-Bildgebungsanalysen zur Reduktion von Amyloid-Plaques bei der Alzheimer-Erkrankung erwartet. Dieser Bereich ist einer der Schwerpunkte von AC Immune, das auch erstmals eine klinische Studie unter Einschluss der genetisch bedingt besonders betroffenen Gruppe der Trisomie21-Träger (Down-Syndrom) aufgesetzt hat.

Doch auch im Bereich der Parkinson-Erkrankung tut sich etwas in der Schweiz. Die vom österreichischen Unternehmen Affiris übernommene Wirkstoffpipeline hat Fortschritte gemacht: AC Immune startete nun eine multizentrische Phase II-Studie mit dem Immuntherapie-Kandidaten ACI-7104.056 gegen Alpha-Synuclein bei Parkinson-Patienten im Frühstadium. Nach wie vor gibt es keine wirksamen Therapien gegen die Krankheit, der medizinische Bedarf ist sehr hoch. Im Frühjahr hatte der erstmalige Nachweis von fehlgefaltetem Alpha-Synuclein im Gehirnwasser für Aufsehen gesorgt, da damit erstmals eine frühzeitige Diagnose greifbar erscheint.

Nun wurde die Verabreichung einer Impfung an den ersten Patienten in einer randomisierten klinischen Phase II-Studie (VacSYn), in der AC Immunes aktive Immuntherapie ACI-7104.056 gegen Alpha-Synuklein bei Parkinson-Patienten im Frühstadium untersucht wird, erfolgreich eingeleitet. Nach der Injektion wurden keine Komplikationen beobachtet. VacSYn ist eine internationale multizentrische Phase II-Studie, die in klinischen Zentren in Spanien und Deutschland (Bochum, Kassel und Kiel) durchgeführt wird. Weitere Parkinson-Patienten werden bereits auf ihre Eignung zur Teilnahme an der klinischen Studie untersucht. AC Immune ist zuversichtlich, dass die Rekrutierung der ersten Kohorte bis Ende 2023 abgeschlossen sein wird, so dass eine erste Interim-Analyse zur Sicherheit und Immunogenität im ersten Quartal 2024 durchgeführt werden kann.

ACI-7104 wurde ursprünglich von Affiris aus Österreich entwickelt, die auch die Phase I-Studie durchgeführt hatte. Diese erzielte damals sehr gute Ergebnisse in Bezug auf Sicherheit und Immunisierung, das Parkinson-Portfolio wurde dann aber von den Affiris-Aktionären (unter anderem von MIG Fonds und Strüngmann) gegen eine Beteiligung in die AC Immune eingebracht. Der Impfstoff gegen die toxische Form des Alpha-Synucleins ist einer von zweien, die derzeit in der klinischen Entwicklung sind. Der Impfstoff von Vaxxinity befindet sich derzeit noch in der Phase I der klinischen Entwicklung.

Ziel von AC Immune ist es, das Behandlungsparadigma für neurodegenerative Erkrankungen in Richtung Präzisionsmedizin und Prävention zu verschieben. Prävention wäre "der beste Weg zur langfristigen Erhaltung der Hirnfunktion", so das Unternehmen. Zudem sieht AC Immune in Impfstoffen erhebliche Vorteile gegenüber monoklonalen Antikörpern, die teurer in der Entwicklung und Herstellung und komplexer in der Verabreichung seien. Außerdem müsse dabei das Immunsystem bei oft hochbetagten Patienten auch noch entsprechend aktivierbar sein, was nicht immer der Fall ist.

Siehe auch unter Personalia, den neuberufenen CMO von AC Immune: Dr. Nuno Mendonça

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