Stadt Regensburg, Peter Ferstl

Millionen für Moleküle aus Regensburg

Nicht nur nach Ostern gilt: die Wege der Wirkstoffforschung sind unergründlich. Wenn man ihnen doch nachgeht, dann sind sie sehr verschlungen. Eine Regensburger Forschung findet sich nun im gerade in Basel gegründeten Start-up Granite Bio. Sie hat eine hochrangige Investorenschar zur Startfinanzierung in Höhe von 100 Mio. US-Dollar bewegt und ein Team von Industrieveteranen um diese besonderen Antikörper zusammengebracht.

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Das Immunologieunternehmen Granite Bio AG ist offiziell aus dem Stealth-Modus hervorgetreten und startet mit 100 Mio. US-Dollar in die klinische Entwicklung. Die Finanzierung umfasst eine Serie A über 30 Mio. US-Dollar (geführt von Versant Ventures und dem Novartis Venture Fund) sowie eine Serie B über 70 Mio. US-Dollar unter Leitung von Forbion und Sanofi Ventures.

Granite Bio entwickelt First-in-Class-Antikörper, die gezielt grundlegende Mechanismen von Entzündung, Autoimmunerkrankungen und Fibrose adressieren. GRT-001 eliminiert proinflammatorische Monozyten – zentrale Treiber von Autoimmunprozessen. Die Substanz wird derzeit in einer Phase Ia-Studie an gesunden Probanden getestet und soll noch 2025 in eine Phase Ib bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen überführt werden. GRT-002, ein Antikörper gegen Interleukin-3, befindet sich in der präklinischen Entwicklung. Er bietet einen neuartigen Ansatz bei Autoimmun- und Typ-II-Entzündungen wie Juckreiz und Allergien. Der Start klinischer Studien ist für 2026 geplant.

Von Regensburg nach Basel

Beide Wirkstoffkandidaten wurden gemeinsam mit Versants Ridgeline Discovery Engine in Basel entwickelt und basieren auf Forschungsergebnissen von Prof. Matthias Mack (Universität Regensburg), der als wissenschaftlicher Mitgründer des Basler Start-ups geführt wird. Die Entwicklung von bispezifischen-single chain Antikörpern (BiTEs) am Institut für Immunologie in München und die Zusammenarbeit mit dem deutschen Immunologie-Pionier Micromet führte den Mediziner Matthias Mack mit der Biotechnologie und seinem Faible für Antikörper zusammen. Nach seinem Wechsel an die Universität in Regensburg widmete Mack sich weiterhin der immunologischen Forschung, vor allem bei Autoimmunerkrankungen und Fibrose.

Auch eine eigene Firmengründung hatte Mack seit der miterlebten Erfolgsgeschichte von Micromet immer im Hinterkopf und so bewarb er sich für den Pre-Seed-Wettbewerb m4-Award der bayerischen Biotechnologie-Clusterorganisation BioM. 2017 durfte er sich zusammen mit der Forscherin Kerstin Renner über einen m4-Award und eine Finanzierung der weiteren Validierungsforschung zur Monozytendepletion freuen. Die Validierung des IL-3 Programms wurde durch das VIP+ Programm des BMBF gefördert. Die Daten zur Monozytendepletion und IL-3-Blockade überzeugten in einer ersten Finanzierungsrunde die Biotechinvestoren Versant Ventures und Novartis Venture Fund sowie in einer gleich angeschlossenen zweiten Finanzierungsrunde Forbion und Sanofi Ventures. Durch das Expertenteam der Granite Bio AG wurden die Antikörper auf Herz und Nieren geprüft und fit für die Anwendung beim Menschen gemacht. Die Finanzierung durch etablierte Investoren, die Rekrutierung eines erfahrenen Teams und der Start der ersten klinischen Studie sind Hinweise, dass hier etwas sehr Spannendes in Regensburg ausgetüftelt worden ist.

Zum Führungsteam von Granite Bio gehören:

  • Patrick Loustau (CEO): ehemaliger CBO bei Amolyt Pharma (verkauft an Alexion/AstraZeneca) und Führungskraft bei BMS und Novo Nordisk.

  • Dr. Dominik Hartl (CMO): Immunologie- und Fibrose-Experte, zuvor bei Quell Therapeutics, Novartis, Roche und Galapagos.

  • Dr. Gijs van den Brink (CSO): Immunologe mit früheren Führungsrollen bei Roche, GSK, Gastroenterologe und Professor mit über 150 Publikationen.

  • Eliot Forster (Chairman): langjährige Biotech-Erfahrung, u. a. als CEO von Immunocore, F-star und derzeit CEO von Levicept.


Die Schweiz liegt nun nicht so fern, dass man beklagen müsste, bayerische Forschung wäre über die Grenze abgewandert. Hinter das ursprüngliche Ziel des m4-Awards, damit Start-up-Gründungen in Bayern anzukurbeln, kann man aber in diesem Fall auch keinen Haken setzen. Die weitere Entwicklung bleibt spannend und wird zeigen, ob sich da eine neue Brücke für noch mehr Innovationstransfer zwischen Regensburg und Basel herausbildet.

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