Sandoz AG

Sandoz eröffnet 30-Mio.-Labor in Holzkirchen

Der globale Generika- und Biosimilarhersteller Sandoz eröffnete ein neues Bioassay-Labor in Holzkirchen zur funktionellen Charakterisierung von Biosimilars. In das Early Translational Sciences (ETS) Bioassay-Labor waren 30 Mio. Euro investiert worden.

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Erst am Abend zuvor hatten sich die bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Judith Gerlach, und der Deutschland-Chef von Sandoz, Thomas Weigold, getroffen. Gerlach war gemeinsam mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Gastgeberin eines kurzen Symposiums im Rahmen des Bayerischen Pharmagipfels. Anschließend fand ein festlicher Staatsempfang in der Münchner Residenz statt. Auch dort hatte Weigold bereits seine Kernbotschaft platziert: Biosimilars tragen bereits zu einer deutlichen Kostensenkung im Gesundheitswesen bei und sollten nicht durch die Politik in einen Unterbietungswettbewerb gedrängt werden.

Diese Botschaft wiederholte er bei der Eröffnung des neuen Forschungszentrums in Holzkirchen, diesmal als Gastgeber für Ministerin Gerlach. Das Unternehmen hat seinen formalen Hauptsitz in Basel (wegen der Schweizer Börsennotierung), seinen operativen Hauptsitz jedoch in der südlich von München gelegenen Gemeinde Holzkirchen, wo es Hexal übernommen hat. Mit der neuen Millionen-Investition stärkt Sandoz den Standort Holzkirchen als „globales Zentrum für biopharmazeutische Entwicklung”, erklärte die Firmenleitung. Seit 2017 hat das Unternehmen dort rund 100 Millionen Euro investiert. Aktuell sind in Holzkirchen etwa 1.800 Mitarbeitende beschäftigt. Bundesweit betreibt Sandoz vier Produktionsstandorte mit insgesamt über 3.400 Mitarbeitern. Das Entwicklungszentrum spezialisiert sich auf die Analyse und funktionelle Charakterisierung biologischer Wirkstoffe, um die „wissenschaftliche Tiefe und Unabhängigkeit bei der Entwicklung von Biosimilars zu stärken”, so Weigold bei der Eröffnung.

Das neue Labor ergänzt die bestehenden Forschungseinrichtungen am Standort und ist ein zentraler Bestandteil der unternehmensweiten Biosimilar-Strategie. Für die internationale Unternehmensleitung hatte es die Teil-Eröffnung bereits im Frühjahr an gleicher Stelle gegeben. Insgesamt sind derzeit elf Biosimilars von Sandoz auf dem deutschen Markt erhältlich, 28 weitere befinden sich in der Entwicklung. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach betonte die Entwicklung des Freistaats zu einem Pharmastandort und hob hervor, dass die Pharmaindustrie ein wichtiger Wachstumsmotor in Deutschland ist. Sie habe verstanden, dass es bei den Entwicklungen um sehr lange Zeiträume gehe, in denen die Politik für stabile Rahmenbedingungen sorgen müsse. Gerade im Zusammenhang mit der Resilienzstrategie der EU (Initiativen zur Rückholung von Produktionskapazitäten kritischer Warengruppen oder zur Stärkung der noch vorhandenen innereuropäischen Produktionsstätten) betonte sie die Wichtigkeit einer breiten Versorgungssicherheit der Patienten. In diesem Zusammenhang sprach sich Gerlach erneut gegen eine automatische Substitution von Biologika aus, die derzeit Gegenstand gesetzlicher Überlegungen auf Bundesebene ist.

Dieser Gleichklang in den Forderungen in Richtung Berlin und Brüssel wurde von Thomas Weigold mit weiteren Zahlen unterfüttert. So habe die Nutzung von Biosimilars seit etwa 2006 (als Sandoz das erste Biosimilar zugelassen bekommen hatte) dem deutschen Gesundheitssystem Kosten in Höhe von rund 7,6 Mrd. Euro erspart. Allein im vergangenen Jahr beliefen sich die Einsparungen durch die Abgabe von Biosimilars im Vergleich zu den Originalpräparaten in Deutschland auf rund 2 Mrd. Euro. Auch Sandoz sieht das Thema der langfristigen Versorgungssicherheit gefährdet, wenn sich ein ruinöser Unterbietungswettbewerb wie bei den Generika wiederholen würde, mit der Folge, dass auch die Produktion von Biosimilars nach Asien und Indien ausgelagert würde. „Unsere Investition in Holzkirchen ist zukunftsgerichtet”, sagte Weigold. „Wir liefern damit einen wichtigen Beitrag für die Grundversorgung und bekennen uns zum Standort. Die Einsparungen durch unsere Produkte sind viel größer als die Effekte, die durch kurzfristiges Unterbieten erzielt werden können.“

Am Rande erklärten Vertreter von einer großen deutschen Krankenkasse, dass in regionalen Medikamentenausschreibungen eine Priorisierung auf Produktion im EWR-Raum getestet werde. Ob sich dies als Standardverfahren durchsetze, sei aber noch nicht abzusehen.

Sandoz stärkt durch hohe Millioneninvestitionen auch seine weiteren europäischen Entwicklungs- und Produktionsstandorte, beispielsweise in Kundl/Kufstein in Österreich, und baut in den kommenden Jahren für rund 500 Mio. US-Dollar neue Biosimilarproduktionsstätten an den neuen Standort Brnik und Ljubiljana in Slowenien auf. Die langfristige Sandoz-Perspektive, ein führender europäischer Hersteller der günstigeren Biopharmazeutika bleiben zu wollen, zog sich wie ein roter Faden durch die Eröffnung in Holzkirchen. Judith Gerlach hatte am Schluss noch einen Ratschlag für Sandoz: „Sie und ihre Mitarbeiter mögen wissen, was ein Biosimilar ist, für die breite Bevölkerung gilt das aber mit Sicherheit nicht. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.“

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