
Supercluster Basel: Takeda steigt bei BaseLaunch ein
Die Region Basel rund um die großen Pharmafirmen Roche und Novartis bietet ein dynamisches und sehr aktives Ökosystem aus exzellenter Wissenschaft und spannenden Start-ups. Der örtliche, aber auch überregional aktive Biotech-Venture-Inkubator BaseLaunch konnte nun mit Takeda bereits die sechste große Pharmafirma als Partner gewinnen. |transkript.de sprach darüber mit BaseLaunch-Direktor Stephan Emmerth.
Spitzencluster, Zukunftscluster oder schlicht Supercluster. Basel schwelgt selbst in Superlativen, wenn es darum geht, international mehr gesehen zu werden, aber auch endlich in der europäischen direkteren Nachbarschaft klarer zu machen, dass die Stadt am Oberrhein eigentlich das Idealgebilde eines Clusters im Sinne von Michael Porter ist: kurze Wege, auf denen alle Akteure der Pharmawertschöpfungskette von der frühen Innovation bis zur Vermarktung anzutreffen und zu verbinden sind.
Ein Bezugspunkt für die aufstrebenden Start-ups ist BaseLaunch, eine Einrichtung, die sich weniger als Inkubator-Infrastruktur sieht, sondern als Möglichmacher und Brücke zur notwendigen Expertise beim jeweiligen Entwicklungsschritt eines Unternehmens.
Gerade hat der Biotech-Inkubator BaseLaunch mit Takeda nun den sechsten globalen Pharmapartner gewonnen. Das Unternehmen beteiligt sich strategisch an BaseLaunch und erhält im Gegenzug Zugang zu einem etablierten Dealflow früher Biotech-Innovationen in Zentraleuropa sowie zur Company-Building-Expertise des Inkubators.
Erfolg in Zahlen
BaseLaunch unterstützt seit seiner Gründung 2018 den Aufbau und die Finanzierung von Biotech-Start-ups mit innovativen Therapieansätzen. Insgesamt hat das Portfolio bislang mehr als eine Milliarde US-Dollar an Kapital eingeworben, 27 Unternehmen wurden begleitet, mehrere davon haben bereits Phase II-Studien erreicht. Zu den bisherigen Erfolgen zählt unter anderem der Verkauf von T3 Pharma an Boehringer Ingelheim für 500 Mio. US-Dollar im Jahr 2023.
„Mit Takeda als Partner können wir unsere Frühphasenunternehmen noch gezielter unterstützen“, sagte BaseLaunch-Direktor Stephan Emmerth. Die Kombination aus frühem Kapital, Company-Building und direktem Zugang zu führenden Pharmapartnern verschaffe den Start-ups einen entscheidenden Vorsprung. Auch Takeda sieht in der Partnerschaft einen strategischen Mehrwert. Alison Handley, Head of the Center for External Innovation, betonte, dass das Engagement die Verbindung zu europäischer Biotech-Innovation stärke. Durch die Mitarbeit im Investment Board wolle Takeda seine Erfahrung einbringen, um wissenschaftliche Ideen in neue Therapien zu überführen.
Neben Takeda gehören bereits AbbVie, Roche, Novo Nordisk, Johnson & Johnson und CSL zu den Partnern von BaseLaunch. Auch der Venture-Fonds Pureos Bioventures ist beteiligt. Über die Unterstützerrolle von BaseLaunch als zentraler Baustein des Biotech-Ökosystems in der Basel Area sprach |transkript.de mit Direktor Stephan Emmerth.

Dr. Stephan Emmerth, Direktor BaseLaunch
|transkript.de: Herr Emmerth, BaseLaunch versteht sich nicht als Inkubator und nicht als Accelerator. Welche Bezeichnung trifft denn den Schwerpunkt Ihrer Unterstützung für Start-ups am besten?
Emmerth: Wir definieren uns über das, was wir machen: Wir versuchen, Firmen so weit aufzubauen (Team, Lizenzen, Strategie berzüglich Finanzierung, Partnerschaften, Indikationen etc.) und die Daten so zu „derisken“, dass sie relevante Finanzierungsrunden mit institutionellen Investoren und/oder Partnerschaften abschließen können. Wir haben kein ‚Programm‘, machen keine Workshops oder Ähnliches. Vielmehr arbeiten wir sehr eng mit unseren Firmen zusammen und versuchen, wo nötig, Board members, CEOs, Consultants und mehr mit komplementärer Erfahrung in die Firmen zu bringen. Auch sind wir nicht auf Labors fokussiert – wir können aber Zugang zu Labors vermitteln, etwa bei unserem Partner Switzerland Innovation Park Basel Area, falls die Firmen das wünschen. Aber sehr oft wird das am Anfang gar nicht benötigt, weil die Unternehmen oft in den universitären Labors, aus denen sie hervorgehen, weiterarbeiten können. Dazu müssen die Patentrechte dann natürlich klar geregelt sein. Ihre ersten eigenen Labors beziehen die Firmen vielfach erst, nachdem sie eine Folgefinanzierung aufgenommen haben.
|transkript.de: Was genau bekommt ein Start-up, das ins Portfolio von BaseLaunch aufgenommen wird, und wodurch muss sich so ein Start-up auszeichnen?
Emmerth: Wir haben einen mehrstufigen Review-Prozess, in welchem wir die Firma, die Daten, den Ansatz etc. einer genauen Prüfung unterziehen. Zudem binden wir unsere Partner ein und fragen sie immer, welche Daten sie sehen möchten, damit es für sie direkt interessant werden könnte. Es ist jedoch wichtig, zu erwähnen, dass unsere Partner keine vertraulichen Informationen erhalten, außer, sie wollen ein CDA eingehen. Das bleibt aber dem Partner und dem Start-up überlassen. Es ist extrem hilfreich, wenn wir von unseren Partnern Input zum Thema ‚competitive Positioning‘ erhalten. Wir arbeiten auch mit Beratern und KOLs, die uns beim Review-Prozess unterstützen. Sehr ähnlich, wie ein Venture Fund das machen würde. Der Unterschied ist, dass wir die Finanzierungsentscheide immer zusammen mit unseren Partnern treffen, welche auch ‚Skin in the Game‘ haben.
|transkript.de: Nun hört man immer wieder und derzeit in der schwierigen Finanzierungssituation noch häufiger: die Daten sind das Wichtigste. Doch wie kommt ein junges Start-up zu diesen überzeugenden Daten, wenn sich auch die Sichtweise auf Daten auf der anderen Seite bei den VCs oder Pharma ständig ändert?
Emmerth: Ich würde eher sagen, dass sich die Sichtweise auf die Strategie ändern kann, aber nicht so sehr, welche Daten man generieren sollte, um eine Pharmafirma oder einen Venture Fund zu überzeugen.
|transkript.de: Wie messen Sie selbst für BaseLaunch den Erfolg? Sind das Finanzierungsrunden, der Exit oder nur der ganz große Erfolg einer Zulassung?
Emmerth: Für uns ist wichtig, dass die Firmen, die wir helfen aufzubauen, nach unserer ‚Arbeit‘ auf eigenen Füßen stehen und vernünftig finanziert sind, um die nächsten Schritte gehen zu können. Von daher ist für uns natürlich die Höhe der Finanzierung, die unsere Firmen akquirieren konnten, eine direkte Messgröße für den Erfolg. Wir sind sehr glücklich, dass unsere Portfoliofirmen bereits über eine Milliarde Dollar an Finanzierung aufgenommen haben. Natürlich ist die Zulassung eines Arzneimittels das Endziel, sei es als eigenständige Firma oder – viel häufiger im Biotech-Bereich – nach einer Akquise durch eine Pharmafirma. Auch diesbezüglich haben wir schon schöne Erfolge gesehen, etwa mit der Akquise von T3 Pharma und Tepthera.
|transkript.de: Basel wird manchmal in den europäischen Listen der Innovation-Hubs etwas übersehen. Man setzt die Stadt mit Roche und Novartis gleich, die Start-ups bleiben zwar nicht gänzlich unbemerkt, gelten aber fast als etwas Besonderes. Macht es das für Sie schwieriger oder stimmt diese Beschreibung gar nicht?
Emmerth: Ich würde dem widersprechen. Wenn man mit dem globalen Biopharma-Ökosystem zu tun hat, gibt es kaum Pharmafirmen, Investoren, Biotech-Firmen und andere Ökosystem-Player, die den Basel Area Life Sciences Supercluster nicht als sehr bedeutenden Innovations-Hub wahrnehmen.
|transkript.de: Haben Sie eine Empfehlung für jemanden, der ein Start-up gründen will, aber nicht recht weiß, ob der Zeitpunkt richtig ist oder die Datenlage ausreicht?
Emmerth: Meine Empfehlung ist: Es ist nie zu früh, sich bei uns zu melden. Wir haben schon Firmen finanziert, bei denen die Gründer zunächst nicht viel mehr als eine Idee hatten. Und sie haben sich dann mit unserer Unterstützung sehr gut entwickelt. So können wir bald eine weitere Finanzierung für eine unserer Portfoliofirmen ankündigen.
Sichtbar in den USA
In Bezug auf die internationale Wahrnehmung gerade in den USA scheint sich das Blatt zu Gunsten von Basel zu wenden. So berichtet Christof Klöpper, CEO von Basel Area Business & Innovation, der Agentur zur Förderung von Investitionen in der Region: „US-Pharma- und Biotech-Unternehmen haben früher Start-ups aus dem Raum Basel übernommen, heute lassen sie sich zunehmend direkt hier nieder. Sie erkennen, dass wir eine wissenschaftsfreundliche Regionalregierung, attraktive Steuersätze und eine außergewöhnlich hohe Lebensqualität bieten. Vor allem aber wissen sie, dass ambitionierte Forschung und Entwicklung politische Rahmenbedingungen brauchen, die sich nicht alle zwei Jahre grundlegend ändern. Die Schweiz bietet genau diese Planungssicherheit.“
Das mit dem Life-Sciences-Supercluster Basel Area ist dabei kein Marketinggag. Die Region gilt als Europas „dichtester“ Standort für Biotech-, Pharma-, Healthtech- und Medtech-Innovation – mit der weltweit höchsten Dichte an Fachkräften in den Lebenswissenschaften. Über die Grenzen der Schweiz, von Frankreich und Deutschland hinweg vereint das grenzüberschreitende Ökosystem mehr als 800 Unternehmen, 1.000 Forschungsgruppen und rund 35.000 Branchenexperten in einem engen Radius. Ein echter Cluster eben.


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Roland Berger
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