Bayer vorsichtig optimistisch bei Parkinson-Gentherapie
Positive Phase I-Daten der US-Tochter Bluerock Therapeutics LP bei Parkinson lassen die Leverkusener hoffen. Die Gentherapie wurde vor allem auf ihre Anwendungssicherheit getestet und zeigte keine unerwünschten Nebenwirkungen. Zudem deuten die Daten auf eine leichte Verbesserung der klinischen Symptome in der höchsten Dosierung hin. Die guten Nachrichten bei Bayer Pharma heizen die Gerüchte um eine Aufspaltung in ein Gesundheits- und ein Agrarunternehmen erneut an.
Der August brachte für die Bayer AG sehr unterschiedliche Nachrichten. Zuerst musste eine fast zwei Milliarden schwere Abschreibung im Agrarbereich wegen der Glyphosat-Folgekosten bekannt gegeben werden, was bereits zu einer Senkung der Jahresprognose führte und die Diskussionen um eine Abspaltung dieser Sparte erneut anheizte.
Wenig später meldete sich der Pharmabereich zurück mit der erfolgreichen "Extra"-Zulassung einer höheren Dosierung des Augenmedikaments Eylea des Partners Regeneron durch die FDA. Da Bayer hier die Vermarktungsrechte für alle Länder außerhalb der USA besitzt, könnten ähnliche zusätzliche Zulassungen die Laufzeit des Patentschutzes verlängern. Bayer selbst hat deshalb im Frühjahr auch bei der EMA eine Sonderzulassung für die höhere Dosierung beantragt, über die noch nicht entschieden ist. Im Jahr 2021 erzielte Bayer mit Eylea einen Umsatz von 2,9 Mrd. Euro, rund 6,5 Prozent des Konzernumsatzes. Eigentlich würde das Patent im Laufe des nächsten Jahres auslaufen, mit der neuen Dosierung könnte der Schutz voraussichtlich um gut ein Jahr verlängert werden. Zahlreiche Biosimilar-Entwickler stehen bereits in Phase III oder mit eigenen Zulassungen für ein Nachahmerprodukt Schlange und warten auf den Patentablauf als eigenes Startsignal (siehe auch |transkript, Heft 3/2023).
In der Gentherapie sorgt nun die jüngste Meldung für positive Stimmung in Leverkusen. Bei seiner neuartigen Parkinson-Therapie hat der Konzern in einer Studie seiner US-Tochter Bluerock Therapeutics erste Anzeichen für eine Linderung der Krankheitssymptome ausgemacht. Zwar ging es in dieser Phase I-Studie vor allem um die Sicherheit der Anwendung, die bei zwölf Patienten über ein Jahr beobachtet wurde. Diese zeigte keine besonderen Vorkommnisse und darüber hinaus deuten erste Verbesserungen der Krankheitssymptome möglicherweise bereits auf einen therapeutischen Effekt hin.
Das 2016 gemeinsam von der Bayer AG und Versant Ventures gegründete Unternehmen Bluerock verfügt über eine Technologielizenz des Memorial Sloan Kettering Hospital (MSK), die es ermöglicht, Stammzellen in gewünschte Vorläuferzellen umzuprogrammieren. Im Fall von Parkinson werden dazu humane embryonale Stammzellen verwendet, eine Technologie, die in Deutschland verboten ist. Bayer setzte jedoch auf die MSK-Technologie und übernahm Bluerock 2019 komplett. Bayer siedelte kürzlich seine Tochterfirma in Berlin an, um in enger Kooperation mit der Charité an weiteren Methoden der Gen- und Zelltherapie zu forschen. Vor wenigen Wochen schließlich übernahm Bayer Acuitas Therapeutics, deren Spezialgebiet die Verpackung von DNA- und RNA-Fragmenten in LNP-Partikeln ist.
Die Entwicklungen im Geschäftsfeld Gesundheit bei Bayer befeuern damit aktuell die Diskussionen über die Zusammengehörigkeit der Pharma- und Agrarsparte. Einem Medienbericht zufolge fordert erneut ein Großinvestor des Pharma- und Agrochemiekonzerns eine Aufspaltung. Dem neuen CEO Bill Anderson wird eine stärkere Neigung zum Pharmabusiness nachgesagt, sein Lebenslauf spiegelt dies auch wider. Was aus diesen Diskussionen auch entstehen mag – etwas Phantasie kann dem lange dümpelnden Kurs jedenfalls nicht schaden.