Neue Affenpocken-Infektionen – doch das Vakzin ist schon da

Diesmal war der Impfstoff schneller als die ansteckende Krankheit. Zumindest vermeldet das die dänisch-bayerische Bavarian Nordic: ihr gegen die "normale" Pockenerkrankung entwickelter Impfstoff kann auch gegen die Monkeypox verwendet werden und habe in einigen Ländern bereits eine entsprechende Notfallzulassungserweiterung erhalten.

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Und wenn man die Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die zurückhaltende Firmenmeldung kombiniert, ist es wohl Deutschland, das eine Bestellung von einigen Zehntausend Impfstoffdosen des Mittels Imvanex in Kopenhagen/Martinsried abgegeben hat. Das Unternehmen selbst spricht nur von einer Bestellung "eines europäischen Landes".

Der erste europäische Fall von Affenpocken wurde am 7. Mai 2022 bei einer Person bestätigt, die von einer Reise aus Nigeria zurückkehrte, wo die Erkrankung endemisch ist. In der Folge wurden mehr als 20 Fälle in England, Portugal und Spanien bestätigt, weitere Verdachtsfälle werden derzeit untersucht. Es gibt Hinweise darauf, dass die meisten Infektionen lokal in diesen Ländern erworben wurden. Auch in den USA und Kanada scheinen Fälle aufgetreten zu sein, insgesamt weitet sich das Infektionsgeschehen – mit kleinen Fallzahlen – recht schnell auf der Erdkugel aus.

Der Pockenimpfstoff von Bavarian Nordic ist in den USA als Jynneos® und in Kanada als Imvamune® zugelassen, beides Länder, in denen die Zulassung bereits auf die Indikation Affenpocken ausgeweitet wurde. Der Impfstoff ist in Europa als Imvanex® nur für die Pockenindikation zugelassen, wurde aber auch schnell für den Off-Label-Einsatz als Reaktion auf Affenpockenfälle bereitgestellt. Paul Chaplin, Präsident und CEO von Bavarian Nordic, sagte: "Während die vollständigen Umstände rund um die aktuellen Affenpockenfälle in Europa noch geklärt werden müssen, erfordert die Geschwindigkeit, mit der sich diese entwickelt haben, kombiniert mit dem Potential für Infektionen über den ursprünglichen Fall hinaus, die unentdeckt bleiben, ein schnelles und koordiniertes Vorgehen der Gesundheitsbehörden, und wir freuen uns, in dieser Notfallsituation zu helfen." Er rief dabei auch die COVID-19-Pandemie in Erinnerung, die allen vor Augen geführt habe, dass scheinbar lokale und überschaubare Infektionsherde sich schnell zu einer globalen Bedrohung entwickeln können.

Den Impfstoff gegen Pocken (small pox) hat Bavarian Nordic vor Jahren in einer Art Auftragsentwicklungsarbeit für die US-Streitkräfte erforscht und entwickelt, die im Zuge von Auslandseinsätzen und Terrorgefahr auch gegen biologische Kriegsführung gerüstet sein wollten. Seither haben die Impfstoffentwickler um Paul Chaplin Millionen Impfstoffdosen an die US-Regierung und die US-Streitkräfte abgegeben und stetig an der Darreichungs- beziehungsweise Aufbewahrungsform des Vakzins herumgetüftelt. Derzeit befindet sich eine gefriergetrocknete Variante in der letzten Phase der Entwicklung. Neben dem Kernthema Pockenimpfstoff hat Bavarian Nordic – die am Forschungs- und Entwicklungsstandort in Martinsried bei München gut 200 Personen beschäftigt – auch Impfstoffe gegen RSV, Sars und verschiedene Hepatitisviren in der Entwicklung. Der Aktienkurs machte kurzzeitig einen Sprung um fast 75% nach oben, davon ist mittlerweile noch ein Plus von etwa 25% übriggeblieben, da im Augenblick von einer eher kleinen Mengen an benötigtem Impfstoff ausgegangen wird.

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