Relief Therapeutics stürzt ab
Das Genfer Biotech-Unternehmen Relief Therapeutics Holding AG und sein amerikanisches Partnerunternehmen NeuroRx Inc. müssen die klinischen Studien zum Arzneimittel Aviptadil einstellen. Das hat das Data Safety Monitoring Board (DSMB) der U.S. National Institutes of Health (NIH) bekanntgegeben. In der laufenden klinischen Studie bei schwer an COVID-19 Erkrankten hätte sich kein Nutzen des Wirkstoffs gezeigt.
Für einen kurzen Augenblick war Relief Therapeutics das wertvollste kleine Schweizer Biotech-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über einer Milliarde Franken. Trotz dünner Datenlage um den Hoffnungsträger, einem Medikament für schwer an COVID-19 Erkrankte, trieb der Glaube an einen Wirkstoff zur rechten Pandemie-Hochzeit Aktienanleger in den "Pennystock", wodurch sich der Kurs der Relief-Therapeutics-Aktien im Herbst 2020 mit rund 6.000 Prozent in die Höhe katapultierte, was weitere Kleininvestoren anlockte.
In den Verlautbarungen des Unternehmens ging es seither eher darum, wie man die Einnahmen aus dem globalen Verkauf des Medikaments mit dem amerikanischen Partnerunternehmen aufteilt. Dabei hatte sich ein Streit über den Anteil der jeweiligen Firmen an der Erfindung und der schlussendlichen Formulierung des Wirkstoffs entzündet, der die Gerichte beschäftigte und mediale Aufmerksamkeit auf sich zog, auch auf unseren Seiten. Die amerikanische Gesundheitsbehörde hielt sich an die Datenlage und verweigerte dem Unternehmen bereits Ende 2020 eine Notfallzulassung. Der Aktienkurs fiel seit dem Hoch im Herbst 2020 stetig und steil. Nun ist für den Wirkstoff das Ende der Entwicklung erreicht.
Die Relief Therapeutics wird nun in einem Atemzug mit dem Fall Gamestop Anfang 2021 genannt, bei dem sich Anleger von fragwürdigen Prognosen und Behauptungen von anonymer Seite in den sozialen Netzwerken hatten zum Aktienkauf verleiten lassen und die kurzzeitige Kursexplosion großen Schaden angerichtet hatte. Wie weit sich das Unternehmen, das auch andere Wirkstoffe in der Pipeline hat oder in Kooperation gemeinschaftlich entwickelt, von diesem massiven Rückschlag erholen kann, bleibt abzuwarten.