Valneva: Woche der Wahrheit für den Impfstoff, den keiner will

Statt einer Zulassungsmeldung kommt vom französisch-österreichischen Impfstoffentwickler Valneva SE eine Rückzugsmeldung nach der anderen. Nun wurde von dem Unternehmen in einem Vergleich mit Großbritannien die Kündigung der ursprünglichen Bestellung des "Tot-Impfstoffes" akzeptiert.

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In dem Vergleich ging es nach Unternehmensangaben um fortbestehende Verpflichtungen für beide Seiten auch nach Beendigung des Bestellvertrages sowie um die uneingeschränkte Möglichkeit zur Fortsetzung einer klinischen Studie im Vereinigten Königreich. Dies hätte nun geklärt werden können.

Tage zuvor war mitgeteilt worden, dass mit der Europäischen Kommission (EC) über deren Kündigung noch weiter verhandelt werde. Nach der Entscheidung der Kommission, den Vorabkaufvertrag zu kündigen, hatte Valneva seinerseits einen Maßnahmenplan zur Nachbesserung vorgeschlagen, der nun innerhalb der EC und zwischen den beteiligten Mitgliedstaaten weiter diskutiert wird. Einige Mitgliedstaaten hätten jedoch unabhängig von der EC ihr Interesse an einem inaktivierten, adjuvantierten Ganzvirus-Impfstoff bestätigt.

Doch es tut sich ein neues Problem auf: Die von der Europäischen Kommission erhaltenen vorläufigen, inoffiziellen Mengenangaben würden laut Valneva nicht ausreichen, um die Nachhaltigkeit des COVID-19-Impfstoffprogramms des Unternehmens zu gewährleisten. Dies würde auch die künftige Entwicklung des Programms über das derzeitige Produktprofil hinaus erschweren. Sollten sich diese Angaben konkretisieren, wäre Valneva nicht in der Lage, den Vorabkaufvertrag nochmals so anzupassen, dass er eine Reduzierung des Auftrags ermöglicht – aus rein wirtschaftlichen Erwägungen – und die Europäische Kommission dürfte die Vereinbarung daher wahrscheinlich endgültig kündigen. "Dann hätten die Europäer keinen Zugang zu Valnevas inaktiviertem Impfstoff VLA2001", so Valneva.

Thomas Lingelbach, Chief Executive Officer von Valneva, kommentierte mit einem letzten Funken Hoffnung: “Wir hoffen, dass die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten die potentiellen Vorteile eines inaktivierten Impfstoffs weiter prüfen werden. Es gibt immer mehr Belege dafür, dass eine hybride Immunität – eine Kombination aus Impfung und natürlicher Infektion – die Wahrscheinlichkeit für schwere COVID-19-Verläufe verringert, die durch verschiedene besorgniserregende Varianten verursacht werden, und unser inaktivierter Impfstoff ahmt die natürliche Infektion sehr gut nach, indem er die Geimpften dem gesamten inaktivierten SARS-CoV-2-Virus aussetzt. Darüber hinaus zeigten Marktforschungsstudien in sechs europäischen Ländern ein erhebliches Interesse an einem inaktivierten COVID-19-Impfstoff für die Erst- oder Auffrischungsimpfung."

Das europäische Zulassungsverfahren läuft weiter und nähert sich nun wohl einem entscheidenden Termin: es heißt, dass  der CHMP-Ausschuss um den 21. Juni sein endgültiges Urteil über den Impfstoff fällen wird.  Selbst bei positivem Bescheid sieht es dann jedoch nicht nach einem Freifahrtschein für Valneva aus, sondern eher nach weiteren Mühen am Rande der Wirtschaftlichkeit. Die Börse hat bereits den Daumen nach unten gedreht.

©|transkript.de/gkä

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