
Stada erweitert Biosimilar-Kooperation mit China
Die hessische STADA Arzneimittel AG und die chinesische Bio-Thera erweitern ihre Biosimilar-Allianz auf Tocilizumab, ein Analogon zum Interleukin-6-Rezeptorblocker von Roche. Stada sieht sich neben dem Hauptsitz in Deutschland durch eine Vielzahl weiterer Standorte in europäischen Ländern und dem Vermarktungsschwerpunkt (zu 85%) in Europa auch stabil gegenüber den Zollvereinbarungen mit den USA aufgestellt. Die Biosimilars tragen heute schon rund 20% zum Gesamtumsatz bei. Nun gibt es neuerliche Anzeichen für einen geplanten IPO.
Die deutsch-chinesische Partnerschaft zwischen Stada und Bio-Thera gewinnt an Tiefe: Nach der Kooperation zu Golimumab (BAT2506, im Jahr 2024) wird die Allianz nun auf Tocilizumab ausgeweitet, ein Biosimilar zum Roche-Präparat RoActemra®. Bio-Thera verantwortet dabei weiterhin Entwicklung, Herstellung und Lieferung, während Stada die exklusiven Vermarktungsrechte in der EU, Großbritannien, der Schweiz und weiteren Märkten erhält.
Tocilizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der den Interleukin-6-Rezeptor blockiert und bei rheumatischen und anderen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird. Trotz zunehmender Konkurrenz erzielte RoActemra/Actemra 2024 noch Umsätze von rund 2,8 Mrd. Euro weltweit, davon etwa 700 Mio in Europa – ein attraktives Marktvolumen für Biosimilars, wie Stada kommentiert.
Für Stada bedeutet die Erweiterung der Allianz einen weiteren Ausbau der eigenen Biosimilar-Pipeline im Bereich Immunologie. Mit Adalimumab und Ustekinumab verfügt das Unternehmen bereits über zwei eingeführte Produkte, die in mehreren europäischen Ländern Marktführerschaft erreicht haben. Hinzu kommt der Kandidat Golimumab (BAT2506), für den ein Zulassungsantrag bei der EMA vorliegt. Durch Tocilizumab rückt nun ein weiterer wichtiger Wirkstoff in die Pipeline, der Stada in einer Kernindikation zusätzliche Schlagkraft verschafft.
Insgesamt verfolgt Stada eine breit aufgestellte Biosimilar-Strategie: Neben den Immunologie-Produkten umfasst die Pipeline auch onkologische und ophthalmologische Nachahmerpräparate, insgesamt sind sechs Biosimilars aus dem Hause Stada zugelassen und in der Vermarktung. Die Partnerschaft mit Bio-Thera, einem erfahrenen Entwickler und Produzenten von biologischen Arzneimitteln, stellt für die weitere Entwicklung einen zentralen Baustein dar.
In der Entwicklung befinden sich nun:
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Golimumab (BAT2506) – Biosimilar zu Simponi; Partnerschaft mit Bio-Thera, mit EMA-Zulassungsantrag eingereicht
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Tocilizumab (BAT1806) – Biosimilar zu RoActemra; Partnerschaft mit Bio-Thera, erweiterte Allianz vereinbart
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Denosumab (AVT03) – Biosimilar für Osteoporose- und Knochenmetastasen; zuvor vereinbart in der Allianz mit Alvotech
Die Private-Equity-Häuser Bain und Cinven hatten Stada im Jahr 2017 für rund 5,3 Mrd. Euro übernommen und sich damit eines der letzten unabhängigen Generikahäuser Europas gesichert. Ursprünglich hatte sich Stada aus einer Apotheke seit 1836 zu einem pharmazeutischen Unternehmen entwickelt. Seit der Übernahme wurde das Geschäft durch eine Reihe von Zukäufen erweitert. Stada wurde 2019 von der Börse genommen, doch seither gab es immer wieder Gerüchte über einen neuerlichen IPO. Im Frühjahr dieses Jahres war dieser fest geplant, wurde dann aber wegen der Marktunsicherheit abgeblasen. Aktuell kocht die Gerüchteküche wieder hoch und es heißt, dass Bain und Cinven erneut einen IPO für Stada im Herbst anstreben und dabei eine Bewertung von rund 10 Mrd. Euro aufrufen dürften. Ob das Marktumfeld diesmal aber stabiler ist? Zumindest das Medizintechnik-Unternehmen Brainlab aus München hatte den Rückzug von den eigenen IPO-Plänen genau damit begründet: es herrsche zu große Unsicherheit.