Wachstumsfonds Life Sciences in Göttingen startet mit 12 Mio. Euro

Das Land Niedersachsen, die Sartorius AG und die Universitätsmedizin Göttingen haben heute den „Life Science Valley“ Wachstumsfonds zur Frühphasenfinanzierung von Gründungen aus den Lebenswissenschaften offiziell bekannt gemacht. Dieser ist im ersten Schritt mit rund 12 Mio. Euro Risikokapital ausgestattet und soll durch die Hereinnahme weiterer Investoren auf bis zu 20 Mio. Euro ausgeweitet werden.

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Deutlichen Rückenwind für Start-ups aus dem Bereich der Life Sciences am Standort Göttingen soll der neue „Life Science Valley“ Wachstumsfonds zur Frühphasenfinanzierung bringen. Dieser ist im ersten Schritt mit rund 12 Mio. Euro Risikokapital ausgestattet, die etwa zur Hälfte von der Sartorius AG stammen und zur anderen Hälfte aus Geldern des Landes Niedersachsen sowie zu einem kleineren Teil der Universitätsmedizin Göttingen selbst. Durch die Hereinnahme weiterer Investoren soll/kann dieser Fonds auf bis zu 20 Mio. Euro ausgeweitet werden. Investitionsziele des Fonds sind wissenschaftlich geprägte Start-ups mit Firmensitz in Niedersachsen aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik, digitale Gesundheit, Datenwissenschaft und Arzneimittelentwicklung.

Der Fonds wird von der Life Science Valley Ventures Management GmbH verwaltet, als deren Geschäftsführer der Investor und mehrfache Gründer Marco Janezic und der Branchenexperte Dr. Sven Wagner fungieren. Der „Life Science Valley“ Wachstumsfonds ist einer von drei niedersächsischen regionalen Wachstumsfonds, an denen sich das Land maßgeblich finanziell beteiligt. Die beiden weiteren werden von Hannover und Osnabrück aus verwaltet.

Das Bundesland geht über seine Landesbank NBank die Beteiligung ein. Dr. Ulf Meier, Vorstand der NBank, die im Auftrag des Landes den Wachstumsfonds mit Landesmitteln umgesetzt hat und sich als Kommanditistin an dem neuen Fonds beteiligt, kommentierte: „Die NBank unterstützt die Entwicklung von Göttingen sowie der gesamten Region zu einer Life-Science-Hochburg sehr intensiv. So ist der Life Science Valley Fonds nach der Förderung der Life Science Factory und dem Hightech-Inkubator der dritte Baustein, der dem Life-Science-Standort Göttingen zugutekommt. Insgesamt handelt es sich um rund 13 Mio. Euro Förderung und 6 Mio. Euro Beteiligungskapital.

Die Göttinger Akteure, die mit Marco Janezic (damals noch in beratender Funktion) das Konzept der Life Science Factory als gemeinsame Initiative der Privatwirtschaft (Sartorius, aber auch Otto Bock, Evotec und weitere) mit lokalen Gründerorganisationen sowie den wissenschaftlichen Einrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft, aber auch der Universitätsmedizin und Universität entwickelt haben, nähern sich mit dem Fonds immer mehr dem selbsterklärten Vorbild Lab-Central des Deutsch-Amerikaners Johannes Frühauf in Boston an. Auch er wollte nicht einfach ein Gründerzentrum oder einen Gewerbepark errichten, sondern neben der Vermietung von Laborfläche auch eine Plattform für die Beteiligung von Investoren oder Kooperationspartnern schaffen und platzierte einen Fonds neben die Refinanzierungsoption der teuren Bauimmobilie alleine durch Mieteinnahmen.

Göttingen ist dem großen Vorbild nun einen Schritt. „Göttingen profitiert vom großen Engagement der Sartorius AG und der Universitätsmedizin und hat sich zum Zentrum für junge Life-Science-Unternehmen entwickelt. Das sorgt für Strahlkraft in die Region und darüber hinaus. Der neue Fonds ist eine optimale Ergänzung zu den schon bestehenden Förderungen wie dem Hightech-Inkubator, der jungen Talenten von der Uni hilft, ihre Ideen in Geschäftsmodelle zu verwandeln“, sagt Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung.
 
Ungewöhnlich ist, dass sich die Universitätsmedizin selbst finanziell in einem solchen lokalen Wachstumsfonds engagiert. Prof. Wolfgang Brück, Vorstand der Universitätsmedizin Göttingen, erläutert die Beweggründe: „An der Universitätsmedizin Göttingen ist uns die Translation, also die Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Anwendung, ein bedeutendes Anliegen, damit neue Wirkstoffe und innovative Verfahren schnellstmöglich einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten bringen können. Wir sind uns der besonderen Herausforderungen bewusst, mit denen Life Science Start-ups konfrontiert sind und nicht zuletzt das nötige Startkapital ist ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg. Als Vorreiter aus dem wissenschaftlichen Bereich möchten wir als Universitätsmedizin unseren Beitrag dazu leisten.“

Oft sind es gerade die Technologietransferzentren der öffentlichen Forschungsstätten, die bei der vertraglichen Gestaltung von Erfindungsverwertungen als Grundlage für eine Firmenausgründung zwischen Anspruch und Wirklichkeit gelegentlich die Bodenhaftung verlieren und damit das Momentum aus dem Gründungsprozess herausnehmen. Im Life Science Valley Wachstumsfonds sitzt die öffentliche Hand nun auf derselben Seite des Tisches wie die übrigen Investoren, die eine Finanzierungsentscheidung für ein Start-up aus der Universität beurteilen soll. Hier sollte sich schneller ein gemeinsamer Nenner finden lassen, ist nun die Hoffnung.

Ein maßgeblicher Treiber der Standortentwicklung und Innovationsförderung in Göttingen ist seit vielen Jahren der Biotechnologie-Konzern Sartorius, der sich mit unterschiedlichen Gründungsinitiativen regional, aber auch international engagiert. „Göttingen ist mit seinen renommierten Forschungseinrichtungen und der ansässigen Industrie bereits heute ein attraktiver und innovationsstarker Standort. Doch erstklassige Technologien und Innovationsstärke werden auch dem besten Start-up nicht helfen, wenn es an Gründungs- und Wachstumskapital mangelt. Dies trifft insbesondere auf die Lebenswissenschaften zu, für die sehr lange Entwicklungszeiten und ein hoher Investitionsbedarf charakteristisch sind. Mit der Beteiligung an dem regionalen Wachstumsfonds unterstützen wir einen wichtigen Schritt, um diese Hürde zu meistern“, sagt Dr. Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender von Sartorius.

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