Roche Deutschland Holding GmbH

Roche Deutschland hadert(e) mit Politik

Nach den Jahreszahlen des Schweizer Mutterkonzerns hat auch die deutsche Niederlassung von Roche das Geschäftsjahr 2023 Revue passieren lassen. Mit Standorten in Mannheim, Penzberg, Grenzach, Ludwigsburg und einer Depandance in Berlin ist Deutschland die drittgrößte Landesrepräsentanz in der Roche-Gruppe mit über 18.000 Beschäftigten. Die Geschäftsführer für diverse Sparten hadern jedoch mit den politischen Rahmenbedingungen der Erstattung und der Bürokratie. Dennoch setzt der Konzern weiterhin auf Milliardeninvestitionen in Deutschland.

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Während die Schweizer Roche-Mutter eher schwächere Jahreszahlen präsentieren musste, die man sich je nach herangezogenem Wechselkurs des Schweizer Franken ein wenig schöner rechnen kann, wartet das deutsche Konglomerat aus Pharma-, Diagnostik- und Diabetes-Geschäft insgesamt mit einem Plus von rund 2,4 Prozent beim Gesamtumsatz auf.

Der Gesamtumsatz von Roche in Deutschland stieg nach Unternehmensangaben im Jahr 2023 auf rund 8,3 Mrd. Euro  gegenüber 8,1 Mrd. Euro im Jahr davor (+2,4%). Dabei erzielte die Pharma-Sparte 2023 einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro mit einem Wachstum von 4 Prozent im Vergleich zu 2022. Die Diagnostik-Sparte verzeichnete bei einem Gesamtumsatz von 806 Mio. Euro einen starken Umsatzrückgang von 31% durch das rückläufige COVID-Geschäft, was so erwartet worden war. Stabil blieb die Diagnostik, wenn der COVID-Bereich ausgeklammert wird. Auch bei der Sparte Diabetes Care steht im Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 124 Mio. Euro ein deutliches Minus in der Bilanz (-27%). Dieser resultiert vom andauernden Marktrückgang im Bereich der Blutzuckermessungen.

Einen wesentlichen Baustein des Deutschlandumsatzes stellen die internen Konzernlieferungen der deutschen Produktionsstätten an die global agierenden Vermarktungskanäle bei Roche dar, diese stiegen um 11% und stellen damit einen Gegenwert von 5,3 Mrd. Euro dar, deutlich mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes.

Der Geschäftsführer Pharma Deutschland, Hagen Pfundner, beschrieb das Ergebnis als ein „zufriedenstellendes Jahr“ für Roche. Betont wurde, dass sich Roche noch in der Transformation von einstigen Blockbustern befinde, die nahezu vollständig von Biosimilars verdrängt worden seien, jedoch schon rund 62% des Pharmaumsatzes mit neuen Wirkstoffen erwirtschafte und damit erfolgreich ein „junges Geschäft“ etabliert habe, dessen Dynamisierung im laufenden Jahr große Hoffnungen mache. So würden im laufenden Jahr drei neuzugelassene Arzneimittel erwartet sowie etwa vier Indikationserweiterungen bereits zugelassener Wirkstoffe.

Kritisch setzte sich Pfundner mit der Bundesregierung und dem Bundesgesundheitsminister auseinander, die erst in letzter Zeit die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für Deutschland verstanden hätten. Roche habe mit anderen Pharmaunternehmen erst Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen Rabattverordnungen einreichen müssen, um bei der Politik Gehör zu finden. Nun sei mit einigen Gesetzen zur Jahreswende und der nationalen Pharmastrategie zumindest der richtige Weg beschritten worden, so Pfundner. Doch die Verfassungsklage laufe weiter, da dort grundsätzliche Fragen des politischen Eingriffs in die Privatwirtschaft geklärt werden sollen.

Trotz Herausforderungen wie die noch ausbaufähige Unterstützung bei klinischen Studien, Zulassung, Erstattung, Bürokratieabbau und Digitalisierung, sieht Roche die deutschen Standorte als wichtige und wesentliche Pfeiler für die Gesamtentwicklung des Konzerns und investiert weiter in deren Ausbau. In den letzten fünf Jahren seien bereits rund 3 Mrd. Euro in die Standorte geflossen, derzeit werde eine weitere Milliardeninvestition vorbereitet.

Mit einem massentauglichen Großgerät in der Massenspektrometrie will die Diagnostiksparte diese Technologie ab Anfang 2025 in die Zentrallabore bringen. Für weitere Innovationen wie Gen- und Zelltherapie rüstet Roche eigene Kompetenzzentren nach. Da der zusätzlich geforderte Sonderrabatt für die Pharmaindustrie nun aus dem Gesetz gestrichen wurde, sieht Roche die Möglichkeit, auch weiterhin im konzerninternen Wettbewerb der globalen Roche-Standorte mit Qualität überzeugen zu können – Qualität, die eben ihren Preis habe, aber sich auch noch rechne.

Schweiz gibt Geld für Horizon-Programm frei

Der Schweizer Bundesrat hat Ende vergangener Woche 650 Mio. Franken für Ausschreibungen im Horizon Europe-Förderprogramm freigegeben. Da die Schweiz als nicht assoziierter Drittstaat gilt, wären Schweizer Wissenschaftler und Unternehmen ohne die Förderung von zwei Dritteln der Ausschreibungen des von 2021 bis 2027 laufenden EU-Programms ausgeschlossen.

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