Novartis Deutschland: Der Zug wird zum Büro
Novartis Deutschland weihte Anfang Dezember die neue Firmenzentrale in Nürnberg ein. Im ehemaligen Kohlenhof und Güterzugareal wurde der neue Bürokomplex "Güterwerk" bezogen. Platz ist dort für rund 750 Mitarbeiter. Damit kalkuliert das Unternehmen ganz offiziell, dass sich eine Balance zwischen Pendeln, Homeoffice und Anwesenheit vor Ort einstellen wird.
Derzeit beschäftigt das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis in Deutschland rund 2.600 Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. In der neuen Firmenzentrale „Güterwerk“ auf dem Kohlenhof-Areal, die Anfang Dezember in Nürnberg eingeweiht wurde, stehen insgesamt 750 Arbeitsplätze zur Verfügung. Das ist weniger, als für die Gesamtzahl der eher mit Nürnberg verbundenen Mitarbeiter prinzipiell nötig wäre. Laut Unternehmenssprecher sei die knappe Planung auf ein hybrides Arbeitsmodell ausgerichtet. Dieses ermögliche den Mitarbeitern im Innendienst eine „bewusste Wahl des Arbeitsortes“. Dabei soll sich eine konzentrierte, projektbezogene Arbeit besser von zu Hause aus erledigen lassen, während das Büro als Ort des Austauschs und der Begegnung dienen soll. Bisher war der Nürnberger Novartis-Standort der größte von insgesamt sechs Niederlassungen im Deutschland.
Nun strebt das Unternehmen langfristig eine „Ausgewogenheit zwischen den beiden großen Standorten Nürnberg und München an“, die durch natürliches Wachstum in München erreicht werden soll. In München selbst hatte Novartis vor einigen Jahren den Aufbau einer größeren Niederlassung angekündigt und dafür einen zentralen Ort in der Nähe vom Karlstor/Stachus gewählt. Die renovierungsbedürftige Edelimmobilie in der Neuhauser Straße gehörte jedoch zum Signa-/Benko-Imperium. So kam die Renovierung im Konkurs-Strudel des österreichischen Immobiliengiganten zum Erliegen. Novartis musste umplanen und bezog stattdessen einen Bürokomplex am Oskar-von-Miller-Ring. Dort möchte man nun bleiben und diesen Standort kontinuierlich erweitern, bis zu einer ähnlichen Größenordnung wie in Nürnberg.
Novartis bezeichnet diese Form der Mischung von Homeoffice und Vor-Ort-Arbeit als sein „Netzwerkmodell mit einem Bahnhof-zu-Bahnhof-Konzept“, das die Verbindungen zwischen den Standorten Nürnberg, München und der Hauptstadtpräsenz in Berlin fördere und eine starke, flexible Basis für die interne Zusammenarbeit wie auch mit externen Partnern schaffe.
Für die vielen Außendienstmitarbeiter eines Pharmaunternehmens ist Mobilität sicherlich nichts Ungewöhnliches. Dass nun auch für die bisher im Innendienst angedockten Beschäftigten ein Gutteil der Arbeitszeit auf die Wegstrecke zwischen dem Schlafplatz und diversen Niederlassungsstandorten und damit auf den Tisch im Zugabteil verlegt wird, spart dem Unternehmen schlicht die Anmietung teurer Büroquadratmeter. Ob der „reisende Arbeitsplatz“ auch auf reißendes Interesse bei den (gesuchten) Mitarbeitern stößt?