Kommt das gesuchte COVID-19-Medikament aus der Schweiz?

Die Metriopharm AG mit Hauptsitz in Zürich und einer Niederlassung in Berlin hat heute die ersten Ergebnisse der doppelt verblindeten, placebokontrollierten Phase IIa-Studie CT05 in COVID-19-Patienten bekanntgegeben. In der Studie wurden hospitalisierte Patienten mit MP1032, einem niedermolekularen Modulator des Makrophagen-Metabolismus, behandelt, der sowohl anti-virale als auch anti-entzündliche Eigenschaften hat.

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Das Unternehmen hatte eigentlich eine Entwicklungspipline an Wirkstoffen, die auf die Modulation der frühen Immunantwort gerichtet ist und eher in den Indikationen von Autoimmunerkrankungen, aber auch der Sepsis angesiedelt war. Dann kam Corona und ein Test, ob diese Immunmodulation nicht auch im frühen Infektionsgeschehen gegen SARS-CoV-2 den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte.

Diese Tests verliefen positiv und verhalfen Metriopharm im Frühjahr 2021 zu einer Sonderförderung im Rahmen des HERA Incubator durch die Europäische Kommission. Dieses Förderprogramm war im April 2021 aufgelegt worden, um dringend notwendige Forschung und Entwicklung zur Bekämpfung des Corona-Virus und seiner Varianten europaweit zu fördern. Im Juli 2021 war das iMPact-Projekt von Metriopharm für eine Förderung der Europäischen Kommission nominiert worden, der Fördervertrag wurde im November 2021 unterzeichnet.

Die Leitsubstanz MP1032 von MetrioPharm ist ein oral verabreichter Immunstoffwechselmodulator. Der Wirkstoff zielt auf aktivierte Makrophagen und "normalisiert das immun-zelluläre Redox-Gleichgewicht", wie es das Unternehmen darstellt. Dieses sei für eine optimale und koordinierte Immunantwort des Wirts auf Infektionen und (auto-)immun-entzündliche Erkrankungen unerlässlich. MP1032 wirkt über einen neuartigen, selbstregulierten ROS-Abfangmechanismus (ROS = reaktivierter Sauerstoff, "Sauerstoffradikale"), der nur in überaktivierten Immunzellen ausgelöst wird. Die Substanz verändert nicht die physiologischen ROS-Konzentrationen in anderen Zellen, welche für zelluläre Signalwege unerlässlich sind. Dieser Mechanismus führt in den bisherigen Untersuchungen des Unternehmens zu einem hervorragenden Sicherheitsprofil, insbesondere ohne immunsuppressive Nebenwirkungen. 

Zusätzlich zu seinen entzündungshemmenden Wirkungen hat der Wirkstoff wirtsvermittelte antivirale Eigenschaften gegen alle relevanten Varianten von SARS-CoV-2 gezeigt und bietet damit eine Möglichkeit, therapeutisch einzugreifen, ohne gezielt auf einzelne Virusvarianten abstellen zu müssen.

Während der nun vorab ausgewerteten Studie erhielten Patienten entweder MP1032 plus Standardtherapie (Standard of Care, SoC), oder Placebo plus SoC. Die Standardtherapie beinhaltete zum Teil andere Virostatika (Remdesivir oder Nirmatrelvir/Ritonavir), die es ermöglichten, Subgruppen von Patienten zu vergleichen, die a) sowohl MP1032 als auch Virostatika erhielten, b) lediglich MP1032 und keine weiteren Virostatika, c) lediglich andere Virostatika (Remdesivir oder Nirmatrelvir/Ritonavir), aber kein MP1032, oder d) weder MP1032 noch weitere Virostatika. Alle diese Subgruppen erhielten je nach medizinischer Indikation zusätzliche Standardtherapie in Form von zusätzlichem Sauerstoff, Kortikosteroiden und anderen unterstützenden Therapien. 

„Wir sind mit dem Ergebnis dieser Studie sehr zufrieden.“, sagte Thomas Christély, CEO der Metriopharm. „Da MP1032 früher als andere für COVID-19 zugelassene Virostatika eingesetzt werden kann und ein ausgezeichnetes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil aufweist, erwarten wir eine deutlich breitere Einsetzbarkeit. MP1032 kann Krankenhausaufenthalte verhindern, die Verweildauer im Krankenhaus verkürzen und kann – im Gegensatz zu Remdesivir – außerhalb des Krankenhauses problemlos als Tablette verabreicht werden. Neben der Anwendung in der Prophylaxe und frühen Intervention sehen wir auch Potential für die Anwendung von MP1032 bei der Behandlung von Long COVID und werden auch diese Indikation weiterverfolgen.“

Wer sich noch an die akute Phase der Pandemie erinnert, erinnert sich vielleicht auch an den US-Sonderbeauftragten Anthony Fauci, der in einem weltweit beachteten Interview einmal seinen größten Wunsch an die Pharmaindustrie so beschrieben hatte: "So, first of all, I want a pill that blocks a specific viral function. I want to give it once a day if possible. I want it to be low in toxicity. And I want it to have very minimal drug-drug interactions. So orally administered, single pill, given for seven to ten days, little drug-drug interaction, and low toxicity; give me that and I’ll be really happy."

Eventuell kommt diese Pille nun bald mit einer Einprägung "Made in Switzerland" über die Ziellinie.

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